Barthel Bruyn der Ältere: Porträt einer Dame, um 1535-1540
Das Verlobungs- und Hochzeitssymbol: die Nelke
Vor dieser jungen Dame befindet sich auf einer Balustrade eine einzelne Nelke, das Verlobungs- und Hochzeitssymbol des 15. und 16. Jahrhunderts. Außerdem hält sie als angehende Braut in ihrer rechten Hand die violette Bittersüß, die als Heilpflanze bei Herzbeschwerden auch symbolische Bedeutung in Herzensangelegenheiten besaß.
Der Gartennelke, die man in den damaligen Botanikbüchern unter dem Begriff Betonica altera, secunda, altilis oder coronaria führte, wurde sowohl eine medizinische als auch eine dämonenfeindliche Wirkung zugesprochen. Die roten und weißen Nelken sollten ihren Träger bzw. ihre Trägerin z.B. gegen Seuchen und Krankheiten schützen. In Pestzeiten wurde empfohlen, reichlichst viel Nelkensaft zu trinken. Aber auch gegen Tierbisse, gegen Magenübel, zur Pflege der Augen und „gegen Schrecken aller Art“ war die Nelke verwendet worden.
Ihre besondere Wirkung lag jedoch in der Abwehr von Unheil und bösen Geistern. Und wer war schließlich vor Dämonen mehr gefährdet als die jungen Brautleute? Zudem stand die Nelke wie die Gewürznelke und der Muskatnuß im Ruf, Liebeszauber zu bewirken, und galt wie die Akelei als Fruchtbarkeitssymbol. Das Nelkenwasser sollte unter anderem besonders empfängnisfördernd wirken. Mit welcher Pflanze hätte das Brautpaar also besser geschmückt werden können als mit der Nelke, die sowohl Schutz vor gefährlichen Krankheiten und bösen Geistern als auch Fruchtbarkeit und reichliche Nachkommenschaft versprach?