Nuño Gonçalvus: Der Mann mit dem Weinglas, um 1450
Weine à la Mittelalter
Bei den im Mittelalter üblichen, scharf gewürzten Speisen, den meist gepökelten Fleischgerichten und den gesalzenen Fischen mußte viel getrunken werden. Da das Wasser aus den Brunnen und Zisternen ungekocht ungenießbar war, griff man beim Durstlöschen entweder zu Milch- und Fruchtgetränken oder besonders gern zu Bier und Wein. Die deutschen Weinanbaugebiete lagen damals hauptsächlich im Südwesten. Aber auch im Norden, in der Gegend um Münster und Lübeck, wurden Weine produziert. Da diese sehr sauer ausfielen, fügte man Zutaten wie Honig, Kräuter, Beeren und Gewürze wie Wermut, Alant, Salbei und Minze hinzu. Das eigentliche deutsche Nationalgetränk war damals unser heutiger Glühwein. In einigermaßen gesicherten Lebensumständen betrug der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch an Wein durchschnittlich einen Liter, wobei im Alltagsgebrauch die einheimischen Landweine dominierten. Daß die Ärzte dem Wein zudem eine gesundheitsfördernde Wirkung zusprachen und einen zweimaligen Rausch pro Monat empfahlen, konnte jeden Weinliebhaber nur erfreuen. Seit dem 12. Jh. wurden die beliebteren, schweren und vier- bis fünffach so teuren südlichen Weine aus Zypern, den ägäischen Inseln, Griechenland, Süd- und Norditalien, Istrien und Palästina eingeführt. Und damit begann leider auch die Weinpantscherei. Durch Zugabe von Bleiweiß, Vitriol, Ingwer, Lehm, Asche, Salz und Senf versuchte so mancher unglückliche Weinhändler deutsche Weine in südländische Spezialweine zu verwandeln. Na, dann Prost!
- Lesetipps:
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- Wenn Sie mehr über die unterschiedlichen Speisen und Getränke im Mittelalter und der Renaissance wissen möchten, dann kann ich Ihnen mein Buch "Der Alltag im Mittelalter" sehr empfehlen!