Hans Holbein der Jüngere: Bildnis des Kaufmannes Hermann Wedigh aus Köln, 1532
Hermann Wedigh
Der hier abgebildete, 29-jährige Hermann Wedigh entstammte einer bekannten Kölner Patrizier- und Kaufmannsfamilie und war 1532, als das Porträt von ihm entstand, als Hansekaufmann im Londoner Kontor, dem Stahlhof, tätig. Da die Statuten des Stahlhofes – ebenso wie die an den Kontoren in Bergen und Nowgorod – die Ehelosigkeit ihrer Mitglieder forderten, wird Hermann Wedigh zu diesem Zeitpunkt noch unverheiratet gewesen sein. Gekleidet war er nach der Mode seiner Zeit. Das Hemd wies mittlerweile schon eine kleine Krause um den Hals auf, darüber wurde ein Wams und darüber die pelzgefütterte, seidene Schaube mit Schalkragen angelegt. Auch das Barett, der Siegelring am Finger und die seidenen und stets parfümierten Handschuhe fehlen nicht.
Über Hermann Wedighs weiteres Leben wissen wir nur, daß er später noch zum Ratsherrn in Köln und Schöffen in Niederich aufsteigen konnte.
Welchem grausamen Initiationsritus war er als Lehrling unterzogen gewesen? Sein Kollege Heinrich Husanus (1536-1587) sollte die Kaufmannschaft in Bergen, Norwegen, erlernen. "Nach dortigem Gebrauch wurde er als Neuling nackt in die See hinabgelassen und dann bis auf's Blut geschlagen. Als er nun das blutige Hemd seiner Mutter nach Hause schickte, wurde er zurückgerufen." (in: August Beck: Johann Friedrich der Mittlere, Herzog von Sachsen. Ein Beitrag zur Geschichte des sechszehnten Jahrhunderts. 2. Theil. Weimar 1858, S. 126)