Lucas Cranach der Ältere: König Christian II. von Dänemark, 1523
König Christian II.
Christian II., geboren im Jahre 1481 und seit 1513 König von Dänemark (einschließlich des heutigen Schweden und Norwegen), hielt aus politisch-wirtschaftlichen Gründen im Jahre 1514 um die Hand der 13-jährigen Schwester Karls V. (Abb. 179), Isabella (Abb. 180), an. Isabellas Großvater Maximilian I. stimmte der Heirat zu, da er die Bemühungen Frankreichs um den dänischen Thron als Bedrohung seines Reiches sah. So wurden im Jahre 1515 Christian II. und Isabella bereits vermählt. Für Isabella begann damit ein schweres und demütigendes Leben. Denn Christian war trotz dieser Eheschließung und den schon bald eintreffenden Ermahnungen Maximilians I. nicht bereit, auf seine holländische Geliebte „Düveke“, das „Täubchen von Amsterdam“, deren kluge und tatkräftige Mutter Siegbret sowohl im Haus als auch im Staat das Regiment führte, zu verzichten. So wurde das „Täubchen“ schließlich 1517 ermordet. Die Suche nach den Tätern blieb natürlich erfolglos!
Christian (Abb. 181), der von seinen Zeitgenossen als energisch, ruhelos, ruchlos, unzuverlässig und als Verräter bezeichnet wurde, verlor aber nicht nur seine Liebste, sondern 1523 auch sein Königreich. 1520 hatte er in Stockholm nämlich ein Blutbad anrichten lassen, bei dem 600 schwedische Adlige ihr Leben verloren. Damit verscherzte er sich nicht nur seine Sympathien in Schweden, sondern auch in Dänemark. Als „Nero des Nordens“ verschrien, mußte er schließlich 1523 mit seiner Familie Dänemark verlassen und in die Niederlande fliehen. Margarete (Abb. 182), die Statthalterin der Niederlande und Tante Isabellas, stellte dem Paar das Städtchen Lier als Wohnsitz zur Verfügung. Schweden wurde derweil unter Gustav Wasa († 1560) ein unabhängiges Königreich, und in Dänemark regierte von nun an Christians Onkel, der Herzog Friedrich von Holstein.
Isabella starb bereits drei Jahre später im Jahre 1526. Sie hatte ihrem Mann, zu dem sie trotz seiner unsensiblen Behandlung ihr gegenüber stets gehalten und für dessen Länderrückgewinnung sie sich bei ihrem Bruder Karl V., dem englischen König Heinrich VIII. und dem schottischen König Jakob V. eingesetzt hatte, fünf Kinder geschenkt. Zwei Söhne, Zwillinge, starben bereits als Säuglinge. Am Leben blieben Johann (1518-1532), der Lieblingsneffe Karls V., und seine Schwestern Dorothea (1520-1580) und Christina (1521-1590) (Abb. 183). Nach dem Tode ihrer Mutter wuchsen sie bei ihrer Tante Maria (Abb. 184) in Brüssel auf.
Christian verbrachte noch einige ärmliche Jahre in den Niederlanden und in Deutschland. Vergeblich hatte er seine Hoffnung auf die großen Verwandten, den kaiserlichen Schwager, Karl V., seinen Schwager, den Kurfürsten Joachim von Brandenburg, und seinen Onkel, den sächsichen Kurfürsten Friedrich den Weisen, gesetzt. In Wittenberg hatte er sich – was für ein Fauxpas gegenüber seinem Schwager, dem Kaiser – schließlich sogar zu Martin Luther und dessen neuer religiöser Lehre bekannt. 1530 kehrte er aber wieder zum alten Glauben zurück und unterwarf sich Karl V. 1531-32 startete er eine erfolglose Invasion nach Dänemark, die ihm eine fast 28-jährige Gefangenschaft einbringen sollte. Die erste Zeit über hielten ihn sein Onkel und sein Cousin, die nunmehrigen Könige von Dänemark, sogar in einer Zelle des Schlosses Sonderburg gefangen. Die Haftbedingungen lockerten sich jedoch im Laufe der Jahre. Seit 1549 lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1559 im Schloss Kallundborg im niederländischen Seeland fast wie ein freier Mann.