Meister von St. Severin: Bildnis einer älteren Frau, um 1500
Berufsmöglichkeiten von Frauen, die in der Stadt lebten
Die Mehrzahl der unverheirateten Frauen in der Stadt arbeiteten als Hausgehilfinnen oder Mägde in den reichen Haushalten ihrer Mitbürger. Außerdem waren sie als Lohnarbeiterinnen z.B. in den Wollwebereien, als Wäscherinnen oder Krämerinnen, die mit Obst, Gemüse, Butter, Hühnern, Eiern, Heringen, Mehl, Käse, Milch, Salz, Öl, Senf, Essig, Federn, Garn und anderen Waren handelten, tätig. Die verheirateten Frauen der Händler und Handwerker halfen entweder ihren Männern in den Werkstätten oder gingen ihren eigenen Berufen nach. So gab es Weinhändlerinnen, Wechslerinnen, Gürtlerinnen, Eisenwarenhändlerinnen, Gewürzhändlerinnen, Brauerinnen, Bäckerinnen (besonders Feinbäckerinnen, die für Kuchen und Kekse zuständig waren), Kerzenherstellerinnen, Apothekerinnen, Abschreiberinnen, Hebammen, Krankenpflegerinnen, Bademägde, weibliche Maurer, Schmiede und Musikanten, Pförtnerinnen, Turmwächterinnen, Zöllnerinnen, Ärztinnen, Lehrerinnen ... Außerdem waren die Frauen in kleinen Holz- und Metallindustrien beschäftigt, um Nadeln, Schnallen, Ringe, Besen, Bürsten, Matten, Körbe, Holzschüsseln und Rosenkränze zu fabrizieren, und arbeiteten in der Textilproduktion als Schneiderinnen, Kürschnerinnen, Handschumacherinnen, Hutmacherinnen, Tuchwalkerinnen, Kämmerinnen, Nopperinnen, Bleicherinnen, Färberinnen, Gewandschneiderinnen, Garnmacherinnen, Goldspinnerinnen, Seidmacherinnen, Seidspinnerinnen oder Seidenherstellerinnen. Die Goldspinnerinnen, die Blattgold und -silber für die Malerei, für das Möbel- und Buchgewerbe, für die kirchlichen Gewänder und Stickereien und für die kostbaren Kleider der Reichen herstellten, waren mit einem Teil der Goldschläger überdies zu einer Zunft vereinigt. Und die Garn- und die Seidmacherinnen waren – revolutionär für ihre Zeit – sogar in Frauenzünften organsiert.