Wer ist Mona Lisa? – Identifizierung einer Unbekannten mit Hilfe historischer Quellen
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Georg Ludwig (1660-1727) war das erste Kind des Herzogs Ernst August von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg (1629-1698), dem späteren Kurfürsten von Hannover, und dessen Gattin Sophie von der Pfalz (1630-1714). Über seine Mutter war er ein Urenkel von Jakob I./VI. Stuart (1566-1625), des Königs von England und Schottland, und ein Ururenkel der berühmten schottischen Königin Maria Stuart (1542-1587).
Georg Ludwig erblickte das Licht der Welt am 28. Mai 1660. "Der Junge [Georg Ludwig] war groß und gesund. Obwohl einige seiner Gesichtszüge (besonders, als er über die mittleren Jahre hinaus war) an seine Mutter erinnerten, geriet das Äußere insgesamt nach seinem Vater. Als erwachsener Mann war er allerdings kleiner als Ernst August. Die klaren blauen Augen der Braunschweiger wurden sofort bemerkt; später erkannte man auch an den wohlgeformten Händen und der langen und scharfgeschnittenen Nase die Ähnlichkeit mit dem Vater. Für Sophie [seine Mutter] war Georg 'schön wie ein Engel'..." (in: Ragnhild Hatton: Georg I. - Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron, ebenda, S. 23).
Georg Ludwig war der älteste Bruder der berühmten Sophie Charlotte (1668-1705), der Kurfürstin von Brandenburg und Königin in Preußen, und der Onkel und schließlich auch Schwiegervater des berüchtigten preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1688-1740).
"Als ältester Sohn eines ehrgeizigen Vaters spielte Georg eine wichtige Rolle in Ernst Augusts Zukunftsplänen. Diese Pläne prägten Georgs Leben. Das begann schon, als er noch ganz jung war. Keinem anderen seiner Söhne widmete Ernst August soviel Zeit. Daß Georg auch seiner Mutter viel bedeutete, ist oft bestritten worden. Sie nannte Gustchen [ihren zweiten Sohn Friedrich August (1661-1690)] einmal einen 'echten Pfälzer', sprach dagegen vom 'Braunschweiger Görgen' [Kosename für Georg Ludwig], und das wurde dahingehend gedeutet, daß sie Georg nicht mochte. ... Auf ähnliche Weise wurde ihr Geständnis einer der Raugräfinnen [Nichten von ihr] gegenüber, nachdem Karl Philipp Anfang 1690 im Kampf gefallen war, dies sei der Sohn, den sie insgeheim am meisten geliebt habe, als Beweis für die Theorie herangezogen, Georg sei kalt und gefühllos geworden, weil er in der Kindheit Mutterliebe habe entbehren müssen. ... In eben dem Brief, in dem Sophie Aussehen und Charakter der beiden ältesten Jungen miteinander vergleicht, bekennt sie, daß Georg ihr Herz mehr berühre als Friedrich August. Als Kind war er so zuverlässig und lernwillig, versuchte er, so sehr zu tun, was sie ihm sagte, und ihr zu gefallen, daß er ein Beispiel gab, an das keines seiner Geschwister heranreichte: Gustchen war unartig und launisch, Maximilian geistlos, Karl Philipp verschlossen und querköpfig, Figuelotte und Christian Heinrich wollten nichts lernen, und Ernst August, das Nesthäkchen, war zwar 'das einfachste von all meinen Kindern', aber sie glaubte nicht, daß 'viel an ihm' sei. Diese und ähnliche Äußerungen waren natürlich momentane Eindrücke, die in Briefen an Verwandte weitergegeben wurden. Gewiß entwickelte sich Sophie Charlotte zu einer jungen Dame von bestechendem Intellekt; wurde aus Karl Philipp ein Charmeur, der seiner Mutter gut formulierte und informative Briefe aus dem Krieg schickte; sammelten Friedrich und Christian Bücher, die anspruchsvoller waren als die, die ihr ältester Bruder erwarb; und durchlief Georg in der Adoleszenz eine Phase grämlicher Verschlossenheit, die seine Mutter zur Verzweiflung trieb. Doch ihre Meinung über Georgs Temperament und Charakter blieb unverändert. Und nach dem Tod ihres Mannes brachten es die Umstände mit sich, daß vor allem Georg ihr zur Seite stand. ... sie wurde nie müde, denjenigen, die ihn für kühl und allzu ernst hielten, zu erklären, daß er auch 'lustig' sein könne, daß er sich die Dinge zu Herzen nähme, tief empfände und sensibler sei, als er es sich anmerken ließe. Für sie vereinigte er in sich die besten pfälzischen und braunschweigischen Züge. Er arbeitete hart, ... [und er erinnerte sie an ihren ältesten Bruder Karl I. Ludwig (1617-1680), Kurfürst von der Pfalz] weil er so gefällig und amüsant Geschichten erzählen konnte. ... [Georg] war ein vorzüglicher Reiter, hatte gute Nerven und viel körperlichen Mut. ... Auf den vier Feldzügen, an denen er während des Niederländischen Kriegs teilnahm, reifte Georg heran und entwickelte sich zu einem tüchtigen Offizier. ... Er hatte gute Französisch-, Deutsch- und Lateinkenntnisse und konnte außerdem etwas Italienisch und Niederländisch. Seine Interessen waren eher praktisch ausgerichtet, und durch seine frühe Teilnahme an Feldzügen wurden sie auf Karten, Reisebücher, Geographie, neuere Geschichte und das Studium der Kriegskunst gelenkt. Sein ganzes Leben lang hörte und las er gern Einschlägiges zu diesen Themen; auch die Bücher, die er als junger Mann kaufte, fallen in diesen Bereich. ... Mit dem Weggang der Erzieher und Lehrer nach 1675 wurde ihm auch sexuelle Freiheit zugestanden, allerdings erst nach einem geharnischten Streit im Herbst 1676. Es stellte sich heraus, daß Georg Figuelottes [= seine Schwester Sophie Charlotte] Untergouvernante geschwängert hatte. Ernst August tobte wegen der Peinlichkeiten, die daraus erwachsen konnten, denn diese Untergouvernante war vom Heidelberger Hof zu ihnen gekommen. Sophie nahm all das gelassener. Beide Eltern bekundeten allerdings Zweifel daran, daß die werdende Mutter so unschuldig sei, wie sie behauptete, und deuteten nicht eben zart an, sie sei mit ihrer Gunst recht freigiebig gewesen. Der Sohn, den sie gebar, war Georg jedoch wie aus dem Gesicht geschnitten. Karl Ludwig verwendete sich für seinen Neffen, was Ernst August milder stimmte. Und nun sagte man Georg, er könne schlafen, mit wem er wolle, solange er umsichtig genug sei, daß die Spatzen nicht seinen Namen als Vater unehelicher Kinder von den Dächern pfiffen. Das Kind wurde nicht anerkannt. Über sein weiteres Schicksal und das seiner Mutter weiß man nichts. Es scheint, daß Georg sich diese Lehre zu Herzen genommen hat. In späteren Jahren wurde keine der illegitimen Töchter, die ihm Melusine von der Schulenburg gebar, öffentlich als sein Kind anerkannt. Und falls Damen, die in den späten 70er und frühen 80er Jahren des 17. Jahrhunderts seine Geliebten gewesen sein sollen, Kinder von ihm auf die Welt brachten, so erfuhr auch das niemand. Nicht einmal die Namen dieser Geliebten kennen wir mit Sicherheit. Eine Dame, Maria Katherine von Meysenbug [jüngere Schwester der Geliebten seines Vaters], ... wird in der zeitgenössischen Korrespondenz freilich so oft als Georgs Gefährtin erwähnt, daß man angenommen hat, sie sei vor ihrer Heirat Georgs Geliebte gewesen. ... Sie sah gut aus und hatte ein lebhaftes Wesen, war aber auch schon alt genug, um einigermaßen vernünftig zu sein (etwa fünf Jahre älter als Georg). Man konnte sich jedenfalls darauf verlassen, daß sie keine Schwierigkeiten machen würde, wenn die Zeit für Georgs Heirat reif war." (in: Ragnhild Hatton: Georg I. - Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron, ebenda, S. 26-27/32-34).
Am 18. oder 21. November 1682 hatte er auf Befehl seines Vaters Ernst August von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg seine Cousine Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg-Celle (1666-1726) zu heiraten, die ihm zwei Kinder schenkte: 1. den Sohn Georg August (1683-1760), den zukünftigen englischen König Georg II., und 2. die Tochter Sophie Dorothea (1687-1757), die zukünftige Gattin des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1688-1740). Die Ehe war sehr unglücklich. Seit dem Jahr 1691 gab es keine geschlechtliche Beziehung mehr zwischen den Eheleuten. Georg Ludwig verbrachte seine freie Zeit fortan lieber mit seiner Mätresse, der Gräfin Melusine von der Schulenburg (1667-1743), die seit 1690 Hoffräulein seiner Mutter war und die ihm im Laufe der nächsten neun Jahre drei weitere Töchter schenkte. Die erste Tochter kam bereits im Januar 1692 auf die Welt.
Seine Gattin Sophie Dorothea hatte sich derweil um 1692 in den Grafen Philipp Christoph von Königsmarck (1665-1694), der aus einem alten märkischen Adelsgeschlecht entstammte und den sie bereits seit ihrer Kindheit kannte, da er im Haushalt ihres Vaters als Page gedient hatte, verliebt. Im Sommer 1694 hatten die beiden ihre Flucht aus Hannover nach entweder Wolfenbüttel oder nach Sachsen geplant, aber ihr Plan wurde verraten. Seit dem 11. Juli 1694 war Königsmarck für immer verschwunden. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit war er auf Veranlassung ihres Schwiegervaters Ernst August, seit 1692 Kurfürst von Hannover, ermordet und an unbekannter Stelle verscharrt worden. Sophie Dorothea, die zeitlebens leugnen sollte, dass es zwischen ihr und Königsmarck bereits vor der Flucht zu einer sexuellen Beziehung gekommen war, wurde wegen böswilligen Verlassens ihres Gatten geschieden und im Schloss von Alhden gefangen gesetzt. Nur ihre Mutter Eleonore d'Olbreuse durfte sie besuchen. Georg Ludwig, der selbst seit 1691 eine außereheliche Beziehung mit der Gräfin Melusine von der Schulenburg unterhielt, verzieh ihr nie, dass sie ihn verlassen wollte. So verbot er auch anlässlich ihres Todes am 13. November 1726 ausdrücklich jegliche Trauerbekundung für sie.
Georg Ludwigs Sohn Georg August war 11 Jahre alt, als er von seiner Mutter für immer getrennt wurde. Es schien der zukünftigen Beziehung zwischen Vater und Sohn sehr geschadet zu haben, denn Georg August hasste seinen Vater über alles, was letztendlich auf Gegenseitigkeit beruhen sollte: "In his [Georg Ludwigs] domestic relations, matters were not any better. He [Georg Ludwig] had chosen to take offence because the Prince of Wales [Georg August] had thought proper to have his own child christened without reference to him, and in the first burst of his wrath, he ordered the Prince to be put under arrest, and then to quit the palace [The King [Georg I. or Georg Ludwig] wanted to force upon his son as godfather of the infant, Duke of Newcastle, a man the Prince particularly disliked.] The Prince and his family retired to Leicester House ... The King made no secret of his hatred of his son, whom he took every occasion to humiliate." (in: Robert Folkestone Williams: Memoirs of Sophia Dorothea, Consort of George I, Vol. 1, London 1845, pp. 383-384).
"Er [Georg Ludwig oder Georg I.] hatte hart gearbeitet, und er hatte es geschafft, sein Privatleben vor der Außenwelt abzuschirmen. Beides war ihm zur Gewohnheit geworden, und er wollte weder die eine noch die andere aufgeben. Er stand für die notwendigen Zeremonien zur Verfügung, wünschte jedoch Botschaften und andere Dokumente in Ruhe zu lesen und verließ daher seine Privatgemächer meistens erst kurz vor Mittag. Seine Minister, die englischen und die deutschen, sah er am liebsten zu festgesetzten und im voraus vereinbarten Zeiten - eine Ausnahme machte er natürlich, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintraten. Er mochte körperliche Bewegung gern, und wenn man nicht jagen konnte, unternahm er am späten Nachmittag - während der Sommermonate am Abend - lange Spaziergänge. Pläne für Verbesserungen an den königlichen Palästen und Gärten - bis nach 1720 war das Geld freilich knapp - waren für ihn sehr erholsam. Er speiste zwar häufig mit seinen 'Herren' und mit Gästen zu Mittag, nahm das Nachtmahl aber mit Mitgliedern seines engeren Kreises ein, mit Melusine und ihren Töchtern, mit seinem deutschen Kammerjunker und anderen vertrauten Freunden. Beim Nachtmahl ging es zwanglos zu. Fabrice [Friedrich Ernst von Fabrice (1683-1750), Oberkammerherr von Georg I.] hat uns den üblichen Ablauf geschildert. Mehrere kleine Tische wurden gedeckt. Die Diener zogen sich zurück, nachdem sie die Speisen aufgetragen hatten, jeder bediente sich selbst. Gesprochen wurde über vieles ... Vorgänge im Parlament, militärische und diplomatische Ereignisse in Europa, Neuigkeiten von Familienmitgliedern und Bekannten, leicht anrüchiger, von fremden Höfen zugetragener Klatsch." (in: Ragnhild Hatton: Georg I. - Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron, ebenda, S. 143).
"Georg aß gern, setzte aber im höheren Lebensalter nicht, wie allgemein angenommen wird, viel Fett an. Wie die meisten Deutschen der damaligen Zeit, die im Ausland lebten - Liselotte von der Pfalz [Georg Ludwigs Cousine] ist hier besonders hervorzuheben -, hatte er eine Schwäche für die typischen Gerichte seiner Heimat. Doch im Gegensatz zu Liselotte, die, wenn sie deutsche Wurst und Schinken haben wollte, auf Geschenke angewiesen war, konnte Georg bestellen, was er wünschte. Obst, das er sehr gern mochte, war in England kein Problem. Die in Hampton Court gezogenen Trauben lobte er allerdings nie so überschwenglich wie die von Herrenhausen. Gelegentlich wurden ihm aus Hannover Ananas, Orangen, Bananen, Trüffel und Würste geschickt; und wenn er in England Besuche machte, ließ Melusine seine Gastgeber wissen, am liebsten sei ihm ... das Schwarzbrot nach deutscher Art. Es gab Wild in Hülle und Fülle; Georg und sein Sohn schossen Hasen, Fasane, Rebhühner, Waldschnepfen und gelegentlich auch Rotwild. Rotwild - besonders Rothirsche und Rehböcke - war allerdings sehr viel seltener als in Hannover ... Bei seinen Besuchen in Deutschland freute sich der König darum ganz besonders an der Jagd auf Hochwild. Keiler zu jagen wie in seiner Jugend und in seinen frühen Mannesjahren hatte er freilich nicht oft Gelegenheit: Die Sitzungsperiode des englischen Parlaments begann vor der Jagdzeit. Georg fand auch Geschmack am englischen Bier ... Von den seltenen Delikatessen, die Georg zum Geschenk gemacht wurden, schätzte er besonders die Trüffel, mit denen der französische Staatsmann Dubois die königliche Tafel bereicherte, als er 1718 anläßlich der Verhandlungen über die Quadrupelallianz in London war. Später, so Schulenburg, waren Trüffel beim Abendessen 'mehr oder minder gewöhnliche Kost'." (in: Ragnhild Hatton: Georg I. - Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron, ebenda, S. 150-151).
Aus seiner heimlichen, morganatischen Ehe mit Melusine von der Schulenburg gingen drei Töchter hervor: seine Tochter Anna Luise, geboren im Jahr 1692 und gestorben im Jahr 1773, seine Tochter Petronella Melusine, geboren im Jahr 1693 und gestorben im Jahr 1778, und seine Tochter Margarethe Gertrud, sein absoluter Liebling, geboren im Jahr 1701 und gestorben im Jahr 1726, die im Kreise der Familie Trudchen oder Trutjen genannt wurde. "Georg mochte Trudchen [seine jüngste Tochter] - die schöne Gertrud - besonders gern; sie war nicht nur schön, sondern auch von heiterem Wesen, und als Melusine zu kränkeln begann, begleitete ihre jüngste Tochter den König bei seinen Ausfahrten. Als sie zwanzig Jahre alt war, vermählte er sie mit Graf Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe und freute sich über ihr Glück und über ihre zwei Söhne. ... der König [Georg I.] freut sich dermaßen über den ersten Jungen, der 1722 geboren und auf den Namen Georg August Wilhelm getauft wird, ... der König will unbedingt, daß dieser Junge und sein 1724 geborener Bruder von La Fontaine gemalt werden. ... Es war ein furchtbarer Kummer für den jungen Gatten und für Georg, als Trudchen 1726 an Tuberkulose starb, obwohl man etwa zwei Jahre lang versucht hatte, sie zu retten, und obwohl sie Kurorte und Spezialisten auf dem Kontinent aufgesucht hatte." (in: Ragnhild Hatton: Georg I. - Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron, ebenda, S. 146-147).
"Georg hatte keine Angst vor drastischen Veränderungen. Im Jahre 1700 hatte er den hannoverschen Kalender mit einem Schlag reformiert: Statt des Julianischen Kalenders führte er den Gregorianischen ein, indem er nach dem 18. Februar elf Tage in Abzug brachte. Bei seiner Thronbesteigung machte er Schluß mit der Sitte, zur Heilung von Skrofulose seine Hand aufzulegen (wie vorher schon Wilhelm III. - Königin Anna hatte die Sitte allerdings wieder eingeführt); und das nicht, weil er sich (wie behauptet wurde) als Usurpator empfand, der dazu kein Recht hatte, sondern weil er im Einklang mit den Ideen der früheren Aufklärung stand und diesen Brauch für abergläubisch hielt. ... [Georg verfügte] für den Fall, daß, wenn [sein Enkel] Friedrich [Ludwig] mehr als einen Sohn haben sollte, der erstgeborene die Königskrone und der zweite den Kurfürstenhut erben sollte. Wenn Friedrich nur einen Sohn haben sollte, sollte dieser Sohn König von Großbritannien werden. Das Kurfürstentum dagegen sollte dem braunschweig-wolfenbütteler Zweig des Hauses Braunschweig zufallen. Klugheit und Reife dieser Lösung sind bemerkenswert: Wenn es das Schicksal so wollte, sollten die Braunschweig-Lüneburger in Hannover weiterregieren; wenn nicht, wollte Georg sich nicht am Feind der Jahre 1692 bis 1706 rächen - er griff vielmehr auf die weitaus ältere Einheit des Gesamthauses zurück. Noch bedeutsamer ist die Priorität für Großbritannien [gegen diesen Plan war jedoch Georgs Sohn Georg August, der zukünftige König Georg II. von Großbritannien; daher trat er nicht in Kraft]." (in: Ragnhild Hatton: Georg I. - Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron, ebenda, S. 179-180).
"Georg beeindruckte seine neuen Untertanen [in Großbritannien] weder durch sein Aussehen noch durch sein majestätisches Auftreten. Er war ziemlich klein ... hatte sich aber durch Reiten und durch tägliche Spaziergänge, die lang genug waren, um seine Begleiter zu ermüden, die Figur seiner Jugend bewahrt ... Georg hatte ausgesprochen schöne Hände mit ungewöhnlich langen Fingern. Seine Augen - vom harten 'Porzellanblau' des Hauses Hannover - waren eindrucksvoll trotz der Tränensäcke, die sich seit seinem sechsten Lebensjahrzehnt deutlich ausgeprägt hatten. Sein Mund war wohlgeformt, im Kinn hatte er ein Grübchen. Das Auffälligste an seinem Gesicht war die lange spitze Nase, die er von [seinem Vater] Ernst August geerbt hatte ... Da Georg auf sämtlichen Porträts, die uns erhalten geblieben sind, eine (meistens dunkelbraune) Perücke trägt, müssen wir Sophie [seiner Mutter] dankbar sein, daß sie uns über seine Haarfarbe informiert hat. Im Säuglings- und Kindesalter war er blond, später, vor 1676, färbte sich sein Haar dann dunkel. Man fand, daß der illegitime Sohn, den er damals zeugte, ihm mitsamt dem 'schwarzen Haar' so ähnlich sei, daß an einer Vaterschaft kein Zweifel bestehen könne. Georgs Haut, auf den Feldzügen von der Sonne verbrannt und von Wind und Wetter gegerbt, war zu jener Zeit so dunkel geworden, daß er, wie seine Mutter meinte, 'für einen Spanier gelten könnte', und dieser Teint blieb ihm, wenn auch etwas aufgehellt, weil er gern an der frischen Luft war und die körperliche Bewegung liebte. ... Wie die meisten Männer und viele Frauen der damaligen Zeit fand Georg Gefallen an zotigen Scherzen und an Doppeldeutigkeiten." (in: Ragnhild Hatton: Georg I. - Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron, ebenda, S. 185/187-188).
"Georgs Vorurteilslosigkeit ist bemerkenswert. Selbst seinen Stuart-Verwandten stand er unvoreingenommen gegenüber. Seine Äußerungen über den Prätendenten waren so mild, daß die Briten sich darüber wunderten. ... Es gab keine strenge Pressezensur. ... Populäre Liedchen ... die den König und seine Familie verspotteten, wurden geduldet." (in: Ragnhild Hatton: Georg I. - Ein deutscher Kurfürst auf Englands Thron, ebenda, S. 324).
Sein Lieblingsmusiker war übrigens Georg Friedrich Händel (1685-1759), der auch der Musiklehrer seiner Töchter Melusine der Jüngeren und Gertrud und seiner Enkelinnen war:
1. Händels Oper Rinaldo (kleiner Auschnitt)
2. Händels Oper Rinaldo (vollständige Oper)
3. Händels Wassermusik (oder Water Music)
4. Händels Oper Acis und Galata
5. Händels Oper Amadigi di Gaula
6. Händels Oper Amadigi di Gaula (Ausschnitt)
7. Händel: Addio, mio caro bene
8. Händel: He was despised (Messiah)
Oben an der Spitze finden wir Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg-Hannover oder Georg I., den ersten Hannoveraner auf dem britischen Thron, der - wie wir rechts sehen können - die Machtgelüste des Papstes unterdrückt und den Katholizismus von seinem Königreich fernhält; unter ihm befindet sich in der zweiten Reihe sein einziger Sohn Georg II. (1683-1760) mit dessen Gattin Karoline Wilhelmine von Brandenburg-Ansbach (1683-1737), unter dem wir in der dritten Reihe dessen ältesten Sohn Friedrich Ludwig (1707-1751) mit seiner Gattin Augusta von Sachsen-Gotha-Altenburg (1719-1772) sehen. Oben links außen wurde noch ein weiterer Sohn von Georg II., dessen Lieblingssohn Wilhelm August (oder William Augustus) (1721-1765), der Herzog von Cumberland und große Kriegsheld der Hannoveraner, dargestellt. Unterhalb von Friedrich Ludwig und seiner Gattin Augusta finden wir in der vierten bis sechsten Reihe sechs von ihren insgesamt neun Kindern: die Prinzessin Augusta (1737-1813) und den zukünftigen König Georg III. (1738-1820) (vierte Reihe von links nach rechts); den Prinzen Eduard August (1739-1767) und die Prinzessin Elisabeth Caroline (1741-1759) (fünfte Reihe von links nach rechts); den Prinzen Wilhelm Heinrich (1743-1805) und den Prinzen Heinrich Friedrich (1745-1790) (sechste Reihe von links nach rechts). Es fehlen noch die Kinder Louisa Anne (1749-1768), Friedrich Wilhelm (1750-1765) und Caroline Mathilde (1751-1778). Die Zeichnung oder Radierung wurde also ungefähr um 1747/48 erstellt.
Über seinen Tod, der auf seiner letzten Reise nach Hannover eintrat: "The official accounts state, that on the morning of the 10th [June 1727] the King was seized with a fit of apoplexy whilst travelling in his carriage, and when he reached Ippenburen, he was discovered in a state of insensibility, with his eye-balls glaring fixedly, and his tongue hanging out of his mouth. The attendants proposed staying where they were, and seeking medical assistance, but the King had sufficient power of speech to say, 'Osnabrück, Osnabrück!' and to this place they set off at full speed. It was the last word the King ever uttered, for on the equipage stopping at this episcopal city, George the First was found to be a corpse [gestorben am 11. Juni 1727]." (in: Robert Folkestone Williams: Memoirs of Sophia Dorothea, Consort of George I, Vol. 1, London 1845, pp. 390-391).
The first Georgians: The German Kings who made Britain. Episode 1: George I.
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