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Friedrich V. war der älteste Sohn und Erbe des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz (1574-1610) und seiner Gattin Louise Juliane von Oranien (1576-1644). Somit war er ein Enkel von Wilhelm von Oranien. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1610 wurde Friedrich der Obhut seines Onkels, des Herzogs von Bouillon, Henri de la Tour d'Auvergne, und dessen Gattin Elisabeth von Oranien, einer jüngeren Schwester seiner Mutter, in Sedan übergeben. "At Sedan the fatherless young Prince Palatine had received the education which had made him an excellent scholar and courtier, but left him wholly unprepared to become a military leader." (in: Carola Oman: Elizabeth of Bohemia, id., p. 271). Friedrich V. heiratete am 24. Februar 1613 Elisabeth Stuart (1596-1662), die älteste Tochter des englisch-schottischen Königs Jakob I., die ihm 13 Kinder schenkte.
Kurfürst Friedrich war im Jahr 1618 "schlank und gut gewachsen, und der besondere Reiz seiner Umgangsformen verstärkte den angenehmen Eindruck seiner Gesichtszüge und schönen Augen. Abgesehen von gelegentlicher Verdrießlichkeit war er ein freundlicher Gastgeber und guter Kamerad, edelmütig und leicht zu erfreuen. Vornehm, vertrauensvoll, nicht fähig, lange zu zürnen, zu hassen oder sich rasch zu entschließen, bemühte er sich gewissenhaft, seine Pflichten zu erfüllen, wenn auch die Freuden der Jagd, des Tennisspiels, des Schwimmens und selbst des Schlafens für ihn Versuchungen waren ... Er war weder körperlich noch geistig eine starke Natur, und die vornehme Erziehung, die sein ängstliches Wesen hätte aufrütteln und ihn fähig machen sollen, für eine große Sache mit Ausdauer einzutreten, hatte das Wenige an Charakter, das ihm gegeben war, restlos zerweicht. Seine Mutter, eine Tochter Wilhelms des Schweigers [Wilhelms von Oranien], war ihrem kranken, trunksüchtigen Gatten mit bewundernswert unerschütterlicher Standhaftigkeit ergeben geblieben, aber sie hatte ihren Sohn dem Bereich der unbeherrschten Launen seines Vaters entzogen, indem sie ihn zur Erziehung zu ihrer Schwester nach Sedan sandte, an den Hof des Herzogs von Bouillon, des Gemahls ihrer Schwester, des anerkannten Führers der calvinistischen Partei in Frankreich." (in: C.V. Wedgwood: Der 30-jährige Krieg, ebenda, S. 49).
"Als Friedrich V. von der Pfalz sich in die böhmischen Händel einzumischen begann, war er ein junger Mann von 22 Jahren, lebensfroh und unbekümmert. ... seiner schönen Gattin Elisabeth ... in aufrichtiger Liebe zugetan. ... Es gibt Erzählungen von Diplomaten, daß Friedrich, als er auf eine Ansprache erwidern sollte, auswendig Gelerntes herunterleierte ... oder daß er hilfesuchend mit dem Fürsten [Christian] von Anhalt tuschelte, weil ihm selbst die rechte Antwort nicht einfiel. ... Weil der junge Mann aber zu sehr auf die Ratschläge seines Ministers [Christian von Anhalt] hörte, mußte er Armut erdulden und Verbannung, und am Ende seines traurigen Lebens stand ein früher Tod." (in: Johann Franzl: Ferdinand II. - Kaiser im Zwiespalt der Zeit. Graz, Wien und Köln 1989, S. 169).
"On the night of the 14th [October 1619 in Waldsassen] Frederick, king-elect of Bohemia, gave private audience to twenty-one Bohemian deputies, who assured him that even most of the Papist nobility of their country were determined to support him in preference to a tyrannous Habsburg. Early next morning, in a chilly and obscure fortress, far from the land of her birth, her ladies arrayed Elizabeth Stuart for her first audience as a queen. Charming little Prince Frederick Henry [der erste Sohn von Friedrich V. und Elisabeth Stuart, der zu dieser Zeit fünf Jahre alt war] was dressed and sent downstairs. While the Bohemian gentlemen offered his father a crown, he was to stand in attendance with his father's young brother, the Duke of Simmern, and the martial Prince Christian of Anhalt Bernburg. ... The young and slight king-elect received his guests standing and bareheaded. Without apparently any preliminary greetings, a venerable nobleman stepped forward and made a speech. 'Joachim André, Comte de Schlick, Chef de l' Ambassade', as he is described by a contemporary French chronicler of this Shakespeare scene, solemnly announced the deposition of the Emperor Ferdinand II from the throne of Bohemia, and the election in his stead of Frederick V, Prince Palatine of the Rhine. He therefore begged his serene Electoral Highness to accept forthwith the titles of King of Bohemia, Margrave of Moravia, Duke of Silesia and Margrave of Higher and Lower Lusatia. Frederick then spoke briefly, but with such frankness and obvious deep feeling that tears sprang into the eyes of several of his listeners. He returned thanks for his election, and declared that, since he was convinced that the voice of God and none other was calling him to assume these dignities, he would do so. He was resolved to govern like a Christian prince. He proceeded to present his son, his brother and the General of his forces to his new subjects, and the commissioners solemnly advanced to kiss the hand of their new master and salute his attendant princes." (in: Carola Oman: Elizabeth of Bohemia, id., pp. 183-184). Friedrich V. wurde in Prag am 4. November 1619 zum König von Böhmen und seine Gattin Elisabeth Stuart am 7. November 1619 zur Königin von Böhmen gekrönt. "The Jesuits had coined a disquieting nickname for the new King of Bohemia. They called him The Winter King. With the snows, they said, he would vanish." (in: Carola Oman: Elizabeth of Bohemia, id., p. 202).
Schon vor dem Tod des Kaisers Matthias hatte sich dessen Neffe Ferdinand II. am 29. Juni 1617 zum König von Böhmen erklärt. Dadurch begannen die Böhmen, denen von Kaiser Rudolf II. im Jahr 1609 Glaubenstoleranz gewährt worden war, gegen Ferdinand II. und seine Diener zu wehren. So warfen sie am 23. Mai 1618 seine wichtigsten Ratgeber und einen Sekretär des Königlichen Rates [Jaroslav Martinitz, Vilem Slavata und Fabricius] in Prag aus dem Fenster. Friedrich V. unterstützte die Protestanten in Böhmen. Als am 20. März 1619 Kaiser Matthias starb, erklärten die böhmischen Landstände am 17. August Ferdinand II. seiner Ansprüche in Böhmen für verlustig und wählten zehn Tage später Friedrich V. zu ihrem König, der es für seine Pflicht hielt, den in Gefahr geratenen Protestanten in Böhmen zu helfen. Der neue Kaiser Ferdinand II. bedrohte Friedrich V. daraufhin sogleich mit der Reichsacht. Seit dem 31. Oktober 1619 lebte Friedrich V. mit seiner Gattin in Prag, wo er bis November 1620 bleiben sollte. Seine Truppen wurden letztendlich am 8. November 1620 westlich von Prag am Weißen Berg von Soldaten, die unter dem Kurfürsten Maximilian I. von Bayern und dessen Feldherrn Tilly standen, geschlagen. Am 22. Januar 1621 sprach Ferdinand II. über Friedrich V. die Acht und Aberacht aus, der daher mit seiner Gattin über Brandenburg nach Holland fliehen musste. Im Jahr 1623 belehnte Ferdinand II. derweil seinen Bundesgenossen, den Bayernherzog Maximilian I., mit der Pfälzer Kur, der eigentlichen Herrschaft von Friedrich V. Militärische Hilfe erhielt Letzterer schließlich vom schwedischen König Gustav II. Adolf. "Am 10. Februar 1631 besprachen sich Gustav Adolf und Friedrich in Frankfurt. Friedrich reiste in die befreiten Pfälzer Gebiete. Nur Heidelberg war noch durch Maximilians Truppen besetzt. Gustav Adolf marschierte in die fränkischen Fürstentümer, sprengte die Liga und besiegte Tilly. Im Mai 1632 zogen Friedrich und Gustav Adolf in München ein und hofften auf die Eroberung Heidelbergs. ... Auch Frankreich unterstützte den Pfälzer. Friedrich hatte in Holland eine Exilregierung eingerichtet, aber erleben müssen, daß sein begabter ältester Sohn Heinrich Friedrich [eigentlich: Friedrich Heinrich] (1614-1629) in der Nähe von Harlem ertrank. Kurz nach dem Tod Gustav Adolfs am 16. November [1632] in der Schlacht von Lützen starb Friedrich während seiner Tätigkeit in der Pfalz ... am 29. November." (in: Hans und Marga Rall, Die Wittelsbacher in Lebensbildern, ebenda, S. 269).
Am 26. August 1619 wurde Friedrich V., der junge Kurfürst von der Pfalz, mit überwiegender Mehrheit der böhmischen Stände zum König gewählt. „Erst nach einigem Zögern nahm Friedrich die Wahl an ... Er brauche sich nur in diesen Stuhl zu setzen, hatte [sein Minister Christian von] Anhalt gemeint, dann könne ihn so bald niemand davon vertreiben. Auch seine junge, leichtlebige Gattin redete Friedrich zu. Lieber wolle sie Sauerkraut mit einem König essen als Braten mit einem Kurfürsten, soll sie ihrem Mann damals gesagt haben. ... 'Es ist ein Ruf von Gott, dem ich mich nicht verschließen darf', schrieb Friedrich um diese Zeit an den Herzog von Bouillon. ... Mitte Oktober 1619 verließ Friedrich Heidelberg [seine Hauptstadt], um nie mehr zurückzukehren."
Am 4. November 1619 wurde Friedrich V. im Veitsdom zum König von Böhmen gekrönt. "Es folgten Feste und Lustbarkeiten, wie sie das alte Prag noch niemals gesehen hatte, Bälle, Maskenfeste, Jagden, Schlittenfahrten den ganzen Winter über. Das Königspaar feierte auch die Geburt eines Sohnes, der den echt pfälzischen Namen Ruprecht erhielt." Aber seine Herrschaft währte nur bis November 1620. In seinem Kampf gegen die Habsburger und die Wittelsbacher erhielt er keine militärische Hilfe. Nur die Holländer schickten wenigstens jeden Monat 50.000 Gulden. "Niederschmetternd für Friedrich war die Reaktion [seines Schwiegervaters] Jakobs I. von England. Dem König, einem strikten Vertreter des Prinzips der Legitimität, mißfiel das böhmische Abenteuer seines Schwiegersohnes. Friedrich möge sich jetzt helfen, wie er könne, erklärte der König, der sich seine guten Beziehungen zu Spanien nicht verderben lassen wollte. Selbst die Union, der protestantische deutsche Fürstenbund, dessen Obergeneral Friedrich war, wollte sich in die böhmischen Händel nicht einmischen." Dann kam die Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620, die den Böhmen eine schwere Niederlage einbrachte. "Friedrich ... speiste im Prager Schloß ... Schnell gab er seine Sache verloren. Am Morgen nach der Schlacht floh er aus Prag mit seinem ganzen Hofstaat." Er floh über Berlin nach Den Haag. "Friedrich von der Pfalz aber fand in seinem holländischen Asyl mächtigere Freunde als während der kurzen Episode seines böhmischen Königtums. Jetzt unterstützten ihn sein Schwiegervater Jakob von England und der König von Frankreich." Das Jahr 1632 bedeutete jedoch das Ende vom Traum eines böhmischen Königreiches für Friedrich V., denn in diesem Jahr - im November - starben sein bedeutendster Unterstützer, der schwedische König Gustav Adolf, und schließlich er selbst. (in: Johann Franzl: Ferdinand II. - Kaiser im Zwiespalt der Zeit, ebenda, S. 171-195).
[Zu Beginn des Jahres 1621] "While Elizabeth was still confined to her lying-in chamber [nach der Geburt ihres fünften Kindes], a doleful scene took place in another apartment of Cüstrin castle. Her husband set his name to a document offering to resign the crown of Bohemia if, in return, the Palatine was restored to him. He asked also that the Imperial ban might be removed from his name and from the names of the principal followers. These terms had been drawn up by James I. ... The King of Bohemia had humbled himself to no effect. Ferdinand II was going to make an example of the vassal who had defied the house of Habsburg. Ambassadors from the King of England, who had hastened to the German Princes of the Union, the Archduke Albert, and the Emperor, with proposals of peace, were finding themselves 'laughed at for their pains'. The Elector of Brandenburg [George William, Schwager von Friedrich V.] had received an Imperial mandate, 'requiring him not to harbour the King in his dominions, nor to suffer the Queen to stay in them longer then he could truly excuse it upon her Majesty's inability to go on'. ... The Winter King and Queen were reunited in Upper Westphalia in mid-March [1621]. A convoy of nineteen troops of horse was awaiting them at Bielefeld. The Prince of Orange [Moritz von Oranien] had sent this escort to conduct them safely into his country. [In allen anderen Herrschaften, selbst in England, waren sie als "unerwünscht" erklärt worden.] His invitation, which was warm, mentioned that a town residence at the Hague was already furnished for their reception. A palace at Breda would be available as a summer residence for her Majesty when her husband took the field again." Ihr neues Zuhause im heutigen Den Haag war "der Hof te Wassenaer". "The Bohemian exiles were not to be poor. The States were making them a grant of ten thousand guilders a month, and from England came another twenty-six thousand guilders monthly." (in: Carola Oman: Elizabeth of Bohemia, id., p. 240/242).
[Im Jahr 1622, als Friedrich V. in Sedan lebte, schrieb er Folgendes an seine geliebte Gattin Elisabeth Stuart, die in Den Haag ihr neues Zuhause gefunden hatte]: "... My thoughts are often with my soul's star, whom I love perfectly, even to death. Amongst the many afflictions which God sends to me, not the least is to be so long separated from my sweetheart, whose portrait I carry everywhere ... If it would please God to give us a little corner of the world in which we could live happily I would ask no more. But I don't like living at the Hague at all." (in: Carola Oman: Elizabeth of Bohemia, id., p. 272).
Der letzte Brief, den wir von ihm haben, 12 Tage vor seinem Tod, am 17. November 1632, an seine geliebte Gattin Elisabeth Stuart geschrieben (Übersetzung vom Französischen ins Englische): "My most dear heart, Mr Schwarzenberg, passing through here, desired to carry my letters to you, which I have not been able to refuse him, even though I write to you twice almost every week. I have today received one of your letters, but I will not reply until tomorrow by the ordinary post because I think that this gentleman will be a long time on the road. He tells me that he would be happy to carry a bundle of portraits. I am uncertain whether to give them to him. He says that he has organized his affairs extremely well, but I think that although he is being sent away with good words there are weighty matters the Prince [of Orange?] wanted to say. He shows himself to be extremely affectionate towards me. He has been most brave today. I will not make this any longer except to assure you that I shall be until my grave, My dear and only heart, Your most faithful friend and most affectionate servant Frederick." (in: The Correspondence of Elizabeth Stuart, Queen of Bohemia. Volume II: 1632-1642. Edited by Nadine Akkerman. Oxford 2011, pp. 144-145).
Nach seinem Tod wurden von Friedrich V., wie es damals Tradition und Sitte bei den hohen und niederen Adligen war, sein Herz und seine Eingeweide entnommen und im Westchor der Oppenheimer Katharinenkirche beigesetzt. Sein einbalsamierter Leichnam, den man in einen Zinksarg legte, musste erst einmal in der Festung Frankenthal seine vorübergehende Ruhestätte finden. Die kriegerischen Handlungen zu dieser Zeit ließen keine Überführung nach Heidelberg zu. Schließlich war sein Bruder Ludwig Philipp (1602-1655), der Pfalzgraf von Simmern, gezwungen, die Pfalz fluchtartig zu verlassen. Er nahm die sterblichen Überreste seines älteren Bruders mit, die unterwegs leider verloren gingen.
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