Der Alltag im Mittelalter 352 Seiten, mit 156 Bildern, ISBN 3-8334-4354-5, 2., überarbeitete Auflage 2006, € 23,90
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Friedrich Wilhelm I. war der zweite Sohn von Friedrich I. (1657-1713), dem Kurfürsten von Brandenburg und König in Preußen, und seiner zweiten Gattin, Sophie Charlotte von Braunschweig-Lüneburg und Hannover (1668-1705). Er erblickte als gesundes und ungefähr drei Kilogramm schweres Kind am 14. August 1688 das Licht der Welt und starb am 31. Mai 1740. Durch den frühen Tod seines älteren Bruders Friedrich August (1685-1686) folgte er seinem Vater als der nächste Kurfürst von Brandenburg und König in Preußen.
"Als Kind verglich man ihn mit einem kleinen Cherubin: gesund und kräftig, ovales Gesicht und blaue Augen. Aber nicht selten verzerrte der Zorn die engelhaften Züge. Friedrich Wilhelm war ein schwer zu bändigendes Kind." (in: Linda und Marsha Frey: Friedrich I. - Preußens erster König, ebenda, S. 231). Was seine Zornes- und Wutausbrüche betraf, glich er sehr seinem Großvater väterlicherseits, Friedrich Wilhelm (1620-1688), dem Großen Kurfürsten.

Von Friedrich Wilhelm I. gibt es eine ganze Reihe von Geschichten aus seiner Kindheit: "Als die Gouvernante dem Vierjährigen einen silbernen Schuhlöffel [laut Wolfgang Venohr handelte es sich um eine "alte silberne, mit Knopf und Dorn versehene Schuhspange"] aus dem Mund nehmen wollte, schluckte er ihn. Als man ihm einmal kein Frühstück geben wollte, weil er sich schlecht benommen hatte, kletterte er auf ein Fensterbrett und drohte, vom dritten Stock in die Tiefe zu springen. So gerne er sich auf Raufereien mit schwächeren Buben einließ, so schwer ertrug er es, wenn er selbst einmal verprügelt wurde, wie von seinem Vetter Georg [August von Braunschweig Lüneburg und Hannover], dem zukünftigen Georg II. von England. Mit diesem versöhnte er sich erst auf seinem Sterbebett, als er ihm über seine Frau, der Schwester Georgs, mitteilen ließ, daß er ihm verziehen habe. Konnte er seinen Willen nicht durchsetzen, dann rannte er buchstäblich mit dem Kopf gegen die Wand. Er sollte sein Leben lang nicht lernen, nachgeben zu können." (in: Linda und Marsha Frey: Friedrich I. - Preußens erster König, ebenda, S. 231).
"Daß er [Friedrich Wilhelm I.] sich für die Handarbeit der Maurer und Zimmerleute begeistert ... Er zeigt aber auch ein intensives Interesse für Pferde, Kühe, Schweine, für das, was sie fressen und zu saufen bekommen, wie man sie striegelt oder schrubbt; ein ganz und gar unprinzliches Hobby. Und außerdem - vielleicht das Auffälligste an ihm - entwickelt der Junge schon früh eine Abneigung gegen Puder und Parfüm, gegen Kosmetik aller Art, reißt sich förmlich darum, in den Badezuber zu steigen, um am ganzen Körper frischgewaschen und alert zu sein. Darüber herrscht im Schloß Sprachlosigkeit und großes Perückenwackeln. Denn im 17. und 18. Jahrhundert weiß man nichts von Kernseife und Reinlichkeit. Puderquasten sind Trumpf, und das tägliche Waschen von Gesicht und Händen gilt geradezu exotisch." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, Berlin 1990, S. 36).

"Ganz generell zeigt sich bald, daß der Junge [Friedrich Wilhelm I.] keine Lust zum Lernen hat, obwohl Graf Dohna [seine Erzieher] immer wieder feststellt, daß der Prinz über eine schnelle Auffassungsgabe und über ein stupendes Gedächtnis verfügt. Aber Fremdsprachen sind ihm ein Greuel (werden es auch lebenslang bleiben), und beim Auswendiglernen, beim Hocken über dickleibigen Folianten, schweift sein Blick sehnsüchtig nach draußen und sein Ohr lauscht begierig auf die Geräusche der Wachablösung, das Wiehern der Pferde, das Klappern der Holzpantinen in der Küche. Konzentriert ist er nur im Gebet, bei der Auslegung der Bibel und während des Gottesdienstes. Reiten, Fechten, Leibesübungen jeglicher Art sind ihm Lieblingsfächer. Im blitzschnellen Kopfrechnen übertrifft er bei weitem seine Lehrer. ... Gegenüber Gouvernanten, Hoffräulein und französischen Tanzmeistern benimmt er sich flegelhaft. Er wird wütend, wenn er auf dem Spinett oder auf der Flöte spielen soll. ... Luxus haßt er. Als der Vater ihm einmal einen kostbaren Schlafrock aus Goldbrokat schenkt, wartet er gehorsam, bis der Kurfürst das Zimmer verlassen hat, dann - mit einem Ruck - nimmt er das kostbare Kleidungsstück und wirft es ins Feuer." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 46).

Anders als sein Vater Friedrich I. war Friedrich Wilhelm I. sparsam bis zur Knauserigkeit, ja bis zum Geiz. "Er haßte den Pomp und die Verschwendung, die am Hof seines Vaters regierten und zum Ruin des Staates führen würden, wie er glaubte. Als Kind riß er gerne den Höflingen die Perücken herunter, und er haßte es, elegante Garderoben zu tragen. So gelang es ihm einmal, ein besonders kostbares Brokatkleid ins Feuer zu werfen. Einen ähnlichen Abscheu entwickelte er vor der französischen Sprache, die ihm seine Mutter und seine Gouvernante [die Hugenottin Madame de Montbail] beibrachten. Er weigerte sich einfach, sie zu sprechen. Er brüstete sich damit, ein 'wahrer Deutscher' zu sein, auch wenn seine Sprache mit französischen Brocken gespickt war. Ein 'wahrer Deutscher' brauchte seiner Auffassung nach offensichtlich auch nicht gebildet zu sein, denn er hatte eine Aversion gegen das Lernen und verkündete gerne, alle Gelehrten seien Narren [oder "Blackscheißer" (Tintenkleckser)], so wie er später immer wieder damit drohte, die Berliner Akademie der Wissenschaften aufzulösen. Da er unmäßig viel aß und trank, neigte der untersetzte Mann bald zur Leibesfülle und später zur Gicht. Wie sein Vater war er ein leidenschaftlicher Jäger, namentlich von wilden Bären, vor allem aber liebte er alles, was mit der Armee zusammenhing, und darin unterschied er sich radikal von seinem Vater. Nachdem dieser ihn [im Alter von zehn Jahren] zum Obersten eines Infanterieregimentes ernannt hatte, verwandte er seine gesamte Freizeit darauf, seine Soldaten zu drillen." (in: Linda und Marsha Frey: Friedrich I. - Preußens erster König, ebenda, S. 231-232). "Diese 'Kadetten' sind nichts weiter als einfache Bauernbuben aus den Dörfern der Umgebung, die mit bunten Uniformstücken und Holzgewehren ausgerüstet werden. ... Von morgens bis mittags steht der stämmige Kurprinz, die Arme in die Hüften gestemmt, an den Wochenenden oder in den Ferien vor der Front seiner Kompanie und exerziert mit ihr, daß den Bauernbengeln der Schweiß ausbricht." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 57).

"Der Soldatenkönig, wie er später hieß, war wie sein Vater von einem strengen Pflichtgefühl durchdrungen und von dem Glauben, daß er eines Tages Gott Rechenschaft abzulegen haben würde. Sein Gott war der Gott des Alten Testaments, der strafende und rächende Gott, den man zu fürchten hatte, mit dessen Hilfe man aber andererseits auch alles erreichen konnte. Aus Furcht also mehr als aus Liebe war es ratsam, Gott immer an die erste Stelle zu setzen und seinen Geboten zu folgen." (in: Linda und Marsha Frey: Friedrich I. - Preußens erster König, ebenda, S. 232).

Eine Begebenheit aus dem Leben Friedrich Wilhelms I.: "Friedrich Wilhelm hatte sich von Wusterhausen nach Potsdam begeben. Dort war er in aller Herrgottsfrühe spazierengegangen und hatte erlebt, daß der Potsdamer Postmeister die mit der Nachtpost aus Hamburg angekommenen Reisenden vergebens an seine Tür klopfen und ungerührt auf der Straße warten ließ. Flugs hatte der König die Tür aufgebrochen, den pflichtvergessenen Postmeister mit dem Stock aus dem Bett geprügelt und sich bei den verblüfften Passagieren für diese Schlamperei entschuldigt." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 108).
"Jeden Morgen schrubbte er [Friedrich Wilhelm I.] sich mit eiskaltem Brunnenwasser Gesicht, Hals und Oberkörper. Immer wieder reinigte er sich tagsüber in einem hölzernen Waschgefäß die Hände. Aus den Schloßzimmern verbannte er die gepolsterten Stühle und Kanapees, aus denen dichte Wolken von Staub, Bazillen und Bakterien aufgestiegen waren, wenn man sich hingesetzt hatte. Statt dessen wurden überall hölzerne Stühle und Bänke aufgestellt, die sich gründlich scheuern ließen. Friedrich Wilhelm holte Holländer als Kastellane nach Berlin und Potsdam, die den einheimischen brandenburgischen Schmutzfinken holländische Reinlichkeit in den Schlössern vorexerzierten ... Denn peinlichste Sauberkeit paarte sich bei diesem Monarchen mit strengster Ordnungsliebe. Alles mußte seinen festen, vorbestimmten Platz haben. Und was für den Ort galt, galt ebenso für die Zeit: Pünktlichkeit in allem wurde nun zum obersten Gesetz in Preußen. Friedrich Wilhelm lief im Gesicht blaurot an und seine vorstehenden Augen begannen fürchterlich zu stieren, wenn er irgendwo Unordentlichkeit sah oder irgendwann auf Unpünktlichkeit traf. Sofort holte er dann mit seinem buchenen Stock aus und ließ ihn auf dem Rücken seiner armen Untertanen tanzen. ... Ganz gleich, ob sich Friedrich Wilhelm in Berlin, Potsdam oder Wusterhausen aufhielt, es kamen immer Mittage vor, an denen der König nicht an der Schloßtafel erschien, sondern unterwegs war, um bei Bürgern oder Bauern plötzlich in die Häuser zu treten, wenn ihm aus den Küchen ein verführerischer Duft in die Nase gestiegen war. Dann schaute er ungeniert in die Kochtöpfe und diskutierte mit den Hausfrauen über die letzten Marktpreise, über den Verkaufspreis für Grünkohl oder Weißkohl beispielsweise, seine liebsten Gemüsesorten. Kam er dann in das Schloß zurück, so grinste er still vor sich hin, fest entschlossen, seinen eigenen Köchen bei der Monatsendabrechnung besser auf die Finger zu sehen." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 113-114/116).
Das sogenannte Tabakkollegium: "Jedes der drei Schlösser [in Berlin, Potsdam und Wusterhausen] hatte ein eigenes Rauchzimmer zu diesem Zweck, mit einem kärglich eingerichteten Nebenraum. Die Gesellschaft, die sich dort regelmäßig versammelte, bestand gewöhnlich aus sechs bis acht Personen. Ständige Mitglieder waren Fürst Leopold von Anhalt-Dessau [Cousin seines Vaters Friedrich I.], der österreichische Gesandte Graf Seckendorff sowie der engste Berater Friedrich Wilhelms, Generalleutnant von Grumbkow. Alle anderen waren Offiziere, zu denen sich noch der Kammerherr von Pöllnitz und ab 1717 der Professor Gundling gesellten .... Unter den Offizieren befanden sich auch solche niedriger Dienstgrade, also Hauptleute und selbst Leutnants. Entscheidend war nur, daß sie das persönliche Vertrauen des Königs besaßen. Es kam aber auch vor, daß einfache Bürger Potsdams hinzugezogen wurden. Unter den strengen hierarischen Bedingungen des 18. Jahrhunderts war dies die merkwürdigste Gesellschaft, die sich in Europa finden ließ. Alle Rangunterschiede waren für drei, vier Stunden, so lange man zusammensaß, gänzlich aufgehoben. Betrat der König den Raum, so durfte sich niemand erheben. Alle hatten sich ungezwungen zu geben und frei von der Leber weg zu sprechen. Je derber und deftiger es zuging, desto wohler fühlte sich Friedrich Wilhelm. Auch Scherze auf seine Kosten waren durchaus erlaubt; nur Zoten und Zweideutigkeiten waren streng verpönt. Hier, im Tabakkollegium, fühlte sich Friedrich Wilhelm nicht als Monarch, sondern als Mensch. Der strenge Absolutismus, den er tagsüber praktizierte und unter dem Preußen erzitterte, war abends in diesem Kreise außer Kurs gesetzt. Das Tabakkollegium war in sich eine durchaus demokratische Institution. Man saß auf blankgescheuerten Holzschemeln um eine lange einfache Tafel. Vor jedem Gast lag eine kurze holländische Tonpfeife. Auch der Tabak, der in geflochtenen Körbchen bereitstand, war holländisch und zwar von einfachster Sorte, die nicht viel gekostet hatte ... Wer Nichtraucher war, mußte wenigstens eine kalte Pfeife zwischen die Zähne nehmen, wobei er dann eigentlich schon nicht mehr als vertrauenwürdiger Kerl galt. Kupferne Pfannen mit glimmendem Torf dienten zum Anzünden der Pfeifen. Vor jedem Gast stand ein weißer Krug mit schäumendem Bier, das aus Potsdam, Köpenick oder dem Braunschweigischen stammte. Im Nebenraum stand ein Tisch mit Butterbroten, westfälischem Schinken, Kalbsbraten oder Mettwurst aus Lüneburg. Lakaien gab es nicht; jeder mußte sich selbst bedienen. Manchmal machte der König persönlich den Wirt." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 127-128).
Neben allem Militärischen und der Jagd liebte Friedrich Wilhelm I. das Essen: "Das Essen und Trinken schmeckten ihm über alle Maßen, und so sehr er sich in der Gewalt hatte, wenn es um das liebe Geld ging, so wenig gab er auf sich acht, wenn er die Serviette vor das Kinn band, nach Messer und Gabel griff und reinhaute, als gelte es nicht zu essen, sondern eine Schlacht zu schlagen. Sein Bauch rundete sich zusehends, seine Taille maß 1,26 Meter, seine Gesamterscheinung wirkte klotzig: kurz und breit. Mit fünfzig Jahren wog er fast dreihundert Pfund, obwohl er nur 1,65 Meter groß war." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 176).
"Womit sich der Soldatenkönig aber selbst das Wohlwollen seiner wenigen Freunde und Sympathisanten verscherzte, das war seine ungehemmte Prügelsucht, war sein Prügelfetischismus, mit dem er wirklich Furore in der preußischen Geschichte gemacht hat. ... Als Junge schon hatte er jeden verprügelt, der nicht so wollte wie er. Und je älter er wurde, desto mehr ließ er sich in seinen Leidenschaften gehen, ließ er seiner überkochenden Wut die Zügel schießen. Er schlug mit der Faust, und er schlug mit dem Stock. ... er prügelte mit wahrer Lust und Leidenschaft, bis ihm der Arm lahm wurde oder der Atem ausging. Dabei lief er im Gesicht dunkelrot an, die stieren blauen Augen traten ihm fast aus dem Kopf hervor ... [er war] ein Mensch ohne alle Selbstdisziplin und ohne jede Spur von Selbstkritik. Nur vor seiner Frau und vor den Offizieren seiner Armee machte der Buchenstock halt. (Einmal hatte er sogar gegen einen Major vor der Front des Regiments den Stock erhoben. Doch der hatte sofort seine Pistole gezogen, zuerst dem König vor die Füße und dann sich selbst in den Kopf geschossen.) ... Selbst hochgestellte Staatsbeamte bekamen seinen Zorn in Gestalt von Hieben zu spüren. ... Seine persönlichen Bedienten, die Köche, Kutscher und Lakaien mit dem Stock durchzuprügeln, war ihm ein unstillbares Bedürfnis. ... Wir werden noch sehen, daß er mit derselben Wut und Raserei gegen die eigenen Kinder vorging ... Wir [Friedrich Wilhelm I.] sind doch Herr und König, und Wir können thun, was Wir wollen." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 178-180/205).
Im Jahr 1730 hielt Wilhelmine (1709-1758), die älteste Tochter von Friedrich Wilhelm I., in ihren Memoiren fest, welche Gründe ihr Bruder Friedrich II. ihr gab, warum er nach England fliehen wollte: "Du [Wilhelmine] predigst mir [Friedrich II.] stets Geduld, willst Dich aber nie an meine Stelle setzen. Ich bin der unglücklichste aller Menschen, von Morgens bis Abends von Spionen umgeben, die allen meinen Worten und Handlungen eine schlechte Auslegung geben. Man verbietet mir die unschuldigsten Erholungen, ich wage nicht zu lesen, die Musik ist mir untersagt und ich genieße diese Vergnügungen nur verstohlen und zitternd. Was mich aber vollends zur Verzweiflung gebracht hat, ist der Vorfall, der mir zuletzt in Potsdam begegnet ist, und den ich der Königin nicht habe erzählen wollen, um sie nicht zu beunruhigen. Als ich eines Morgens in des Königs Zimmer trat, ergriff er mich sogleich bei den Haaren und warf mich zu Boden, wo er dann, nachdem er die Kraft seiner Arme an meinem armen Leibe geübt, mich trotz meines Widerstandes zu einem nahen Fenster schleppte. Er hatte im Sinne, das Handwerk der Stummen im Serail auszuüben, denn er nahm dort die Vorhangsschnure und schlang sie mir um den Hals. Ich hatte zum Glücke für mich noch Zeit genug aufzustehen, ergriff seine beiden Hände und fing an zu schreien. Ein Kammerdiener kam mir sogleich zu Hilfe und riß mich aus seinen Händen. Täglich bin ich nun ähnlichen Gefahren ausgesetzt und mein Elend ist so grenzenlos, daß es nur durch gewaltsame Mittel [nämlich die Flucht nach England] geendet werden kann." (in: Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, Schwester Friedrichs des Großen, ebenda, S. 145).

Am 28. November 1706 heiratete Friedrich Wilhelm I. seine Cousine Sophie Dorothea von Hannover (1687-1757), wie es ihre gemeinsame Großmutter Sophie von der Pfalz, die Kurfürstin von Hannover, geplant hatte. "Sein Fiekchen", wie Friedrich Wilhelm I. seine Gattin nannte, schenkte ihm 14 Kinder, sieben Söhne und sieben Töchter, von denen 10 das Erwachsenenalter erreichten. "Fiekchen" war zudem die einzige Person, die zu Weihnachten teuren Schmuck und andere kostbare Geschenke von ihrem geizigen Gatten erhielt. Er hatte sie sehr lieb. Nur sie durfte während seiner Abwesenheit als sein Vertreter fungieren. Als es ihm gesundheitlich immer schlechter ging und mit seinem Tod jederzeit zu rechnen war, wollte er sein "Fiekchen" Tag und Nacht um sich haben, die sich auch rührend um ihn kümmerte. Die letzten Stunden in seinem Leben wollte er nur mit ihr verbringen. Wie wir in den Memoiren seiner Tochter Wilhelmine lesen, lief auch die letzte Begegnung zwischen ihren Eltern wie gewohnt etwas ruppig ab: "Er [ihr Vater] hatte sich die ganze Nacht über sehr unwohl befunden. Um 2 Uhr früh ließ er sich auf seinem Rollwagen in das Apartement der Königin fahren, welche noch schlief, da sie ihn nicht für so schlecht [krank] hielt. 'Stehe auf,' sagte er zu ihr, 'ich habe nur noch einige Stunden zu leben, und möchte wenigstens gern die Beruhigung haben, in Deinen Armen zu sterben.'" (in: Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, Schwester Friedrichs des Großen, 2. Band, ebenda, S. 220). In ihrem Beisein schloss er am 31. Mai 1740 am Nachmittag zwischen 15 und 16 Uhr die Augen für immer.
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