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13/05/2019

Wenn Männer nicht leugnen können, dass sie die Väter sind!

Witwer mit zwei Kindern
Witwer mit zwei Kindern, um 1565

Wenn wie bei diesem Bildnis die Kinder in der Tat wie ihr Vater aussehen, dann konnte auch in einer Zeit, in der das Testen der DNS noch nicht möglich war, ein Mann kaum leugnen, dass er der Vater von Kindern war, die er angeblich nicht gezeugt hätte. So war es auch im Fall von Wilhelm von Oranien (1533-1584), der seine zweite Gattin, Anna von Sachsen (1544-1577), loswerden wollte, indem er ihr einen Ehebruch mit Folgen vorwarf. Denn eine Scheidung, die in der katholischen wie auch in der lutherischen Kirche im 16. Jahrhundert nicht erlaubt war, wurde im Calvinismus gewährt, wenn die Gattin (!) Ehebruch begangen hatte.

Bei Wilhelm von Oranien sorgte nur der liebe Gott dafür, dass zumindest die hessischen Verwandten von Anna von Sachsen und Wilhelms eigene Familie wussten, dass dies eine Lüge war. Das angeblich uneheliche Kind von Anna, Christine (1571-1637), das aus einer verbotenen Beziehung ihrer Mutter mit Jan Rubens hervorgegangen sein soll, sah nämlich ihrem richtigen Vater, Wilhelm von Oranien, äußerlich sehr ähnlich. Laut Annas Onkel, dem hessischen Landgrafen Wilhelm IV. dem Weisen (1532-1592), glich keines von Wilhelms 12 legitimen Kindern ihm so sehr wie dieses angeblich uneheliche. Und so entfernten schließlich auch Wilhelms Bruder Johann und seine Mutter Juliane von Stolberg die kleine Christine bereits im Jahr 1575 von ihrer Mutter Anna, die gefangengesetzt worden war.

Die ewig knauserigen Nassauer erzogen nicht nur die kleine Christine, deren Mutter Anna sie nicht ausstehen konnten, sondern versahen jene bei ihrer Heirat am 10. Dezember 1597, die übrigens im nassauischen Stammschloss in Dillenburg stattfand, auch mit einer nassauischen Herrschaft, der Herrschaft von Diez (oder Dietz). Und dann gibt es heute noch so viele Historiker (überraschenderweise sind sie alle Männer!), die leugnen, dass Christine ein Kind von Wilhelm von Oranien gewesen ist und dass sich jener gegenüber seiner zweiten Gattin, Anna von Sachsen, wie ein Schuft verhalten hätte. Da wir uns jedoch heute in einer Zeit befinden, in der das Testen der DNS von Christine und Wilhelm von Oranien vorgenommen kann, sollten wir dies endlich tun, damit wir die vielen Historiker, denen Voreingenommenheit gegenüber Frauen und nicht gründliches Quellenstudium vorgeworfen werden muss, zum Schweigen gebracht werden können.

Wenn Sie mehr über Anna von Sachsen wissen möchten, kann ich Ihnen mein Buch Anna von Sachsen empfehlen, in der jene zum ersten Mal die Möglichkeit erhalten hat, die Geschichte ihres Lebens aus ihrer Sichtweise erzählen zu dürfen.

als Buch und E-book

Anna von Sachsen – Gattin von Wilhelm von Oranien
124 Seiten, mit Stammtafeln und 64 SW-Bildern, ISBN 978-1-9733-1373-1, 4. überarbeitete Auflage, € 7,80
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