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25/12/2019

Stilles Glück

von Julia Engelmann

Und ich mach mir immer über alles Sorgen,
wie über meinen Ruf und meinen Bauch,
über morgen, über übermorgen,
über meinen Sinn und deinen auch.

Bekäme ich all die Sorgen-Stunden wieder
und für jeden Zweifel etwas Geld,
ich wär so jung, ich wär ab morgen Schüler
und gewiss der reichste Mensch der Welt.

Ich probiere immer zu verstecken,
dass ich immer noch nicht weiter bin.
Siehst du nicht, wenn ich versuch zu lächeln,
dass ich eigentlich grad einsam bin.

Nein, ich brauche heute keine Liebe,
ich glaub, dass mir Verständnis reicht!
Wünsch mir nur, bei allem, was ich fühle,
dass irgendjemand meine Ängste teilt.

Und dann plötzlich, es sieht aus wie immer,
springe ich in mir im Kreis.
Es ist niemand außer mir im Zimmer,
da sind nur ich und mein Glück allein.

Es sind ein paar Töne einer Bach-Sonate,
alles, was man nicht erkennt,
ein paar nette Worte auf der Straße,
lesen, dass Du an mich denkst.

Es ist ein Kribbeln, irgendwo am Rücken,
und wenn der Kaffee aus dem Filter tropft,
ist es das, was also alle Glück nennen?
Weil, wenn ja, dann habe ich das doch.

Guck mal, hab ich grad erfunden,
eine kleine Idee, die ich mag:
Mit der Ruhe dehnen sich die Stunden,
und ein Leben passt in jeden Tag.

Ja, mein Glück kommt immer leise,
es sagt mir vorher nicht Bescheid,
schleicht sich dann an meine Seite,
wie sehr ich hoffe, dass es bleibt.

Meine Füße schweben überm Boden,
und alle Sachen schweben auch,
und sogleich heben wir ab nach oben
bis zur Decke, und das Dach geht auf.