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07/11/2015

Kleiner Erfolg bezüglich Agrippina der Jüngeren

So konnten zumindest die Kölner und Kölnerinnen am 6. November 2015 dank des Kölner Stadt-Anzeigers dieses über das Geburtsjahr von Agrippina der Jüngeren lesen.

Und hier mein Antwortschreiben an den Kölner Stadt-Anzeiger:

Sehr geehrter Herr Peter Pauls und sehr geehrter Herr Dr. Carl Dietmar,

Sie haben wie ich Geschichte studiert und wissen daher, dass jede Behauptung, die wir Historiker aufstellen, durch zeitgenössische historische Quellen bestätigt werden muss.

Wenn die Theorie von Theodor Mommsen, dass Agrippina die Jüngere am 6. November 15 n. Chr. das Licht der Welt erblickte, stimmt, die von Werner Eck unterstützt wird, dann müssten jene diese Theorie mit zeitgenössischen historischen Quellen bestätigen können und nicht wie im Falle von Theodor Mommsen einfach die Behauptung aufstellen, dass es sich bei dem Kind, das Agrippina die Ältere im Oktober/November 14 n. Chr. unter ihrem Herz trug, um eine Fehl- oder Totgeburt handelt. Hierfür gibt es keine einzige zeitgenössische Quelle! Ein Kind, das geboren wurde und kurz danach starb, wie Werner Eck postuliert, war es mit Sicherheit nicht, denn die neun Kinder von Agrippina der Älteren sind allgemein bekannt.

Außerdem hat die Meuterei in Germanien im Oktober/November 14 n. Chr. und nicht im Sommer 14 n. Chr. stattgefunden. Agrippina die Ältere brach mit ihrem jüngsten Sohn Gaius Caligula erst frühestens im Mai 14 von Rom auf, um sich zu ihrem Gatten Germanicus nach Germanien zu begeben. Erst um Juli/August 14 konnte sie frühestens schwanger werden. Das bedeutet, dieses Kind konnte frühestens im April/Mai 15 geboren werden.

Fragen Sie Herrn Eck doch zudem einmal nach der zeitgenössischen Quelle, die bestätigt, dass Germanicus mit seiner Familie schon im Herbst 16 n. Chr. Germanien verließ und sich zurück nach Rom begab oder ob es sich diesbezüglich wieder einmal um die eigene Interpretation des vorhandenen historischen Quellenmaterials von Herrn Eck handelt.

In den historischen Quellen lesen wir nur, dass Germanicus gegen Ende des Jahres 16 n. Chr. von seinem Onkel Tiberius zurück nach Rom bestellt wurde und dass er am 26. Mai 17 n. Chr. in Rom anwesend war, um seinen Triumph zu feiern. Im Prinzip finden Sie diese Aussage auch sehr gut auf der deutschen Wikipedia beschrieben: „Bei seinem Hauptfeldzug im Jahr 16 n. Chr. stieß Germanicus bis zur Weser vor. Ein Teil seiner Truppen wurde über die Nordsee und Ems herangeführt. Bei einem Sieg über die Marser unter Mallovendus wird ein zweiter Legionsadler zurückgewonnen. Im Spätsommer 16 n. Chr. kam es gegen Arminius zur Schlacht auf dem Idistavisischen Feld. Schließlich kam es auf dem Rückweg noch zur Schlacht am Angrivarierwall. Darüber hinaus erlitt die Flotte Verluste durch schwere Herbststürme. Germanicus wurde danach abberufen; sein Triumphzug in Rom fand im Mai 17 n. Chr. statt.“

Wir finden in den zeitgenössischen historischen Quellen keinen Hinweis, wann Germanicus mit seiner Familie, einem Teil seiner Soldaten und den Gefangenen nach Rom aufbrach, also ob noch im November oder Dezember 16 oder erst im März/April 17 n. Chr. Da ein so gewaltiger Umzug jedoch mit großen logistischen Problemen verbunden war – Germanicus hatte erst gegen Ende des Jahres 16 n. Chr. seinen Wunsch, im Jahr 17 n. Chr. erneut gegen die Germanen vorzugehen, wegen des Rückrufes von Tiberius aufgeben müssen, wird er mit Sicherheit nicht schon im November aufgebrochen sein. Es ist zudem völlig uncharakteristisch für die Römer, dass ein erfolgreicher Feldherr wie Germanicus nach Rom zurückkehrt und dort noch mehrere Monate „Däumchen dreht“ (im Falle von Herrn Ecks Behauptung musste er dies 6 bis 8 Monate tun!), bevor er in seinem wohlverdienten Triumphzug mit all den germanischen Gefangenen durch Rom ziehen darf.

Trotzdem herzlichen Dank, dass Sie in Ihrer Zeitung zumindest auf das Problem bezüglich des Geburtsjahres von Agrippina der Jüngeren hingewiesen haben. Sie können Herrn Eck Bescheid geben, dass ich am 6. November 16 n. Chr., dem 2.000sten Geburtstag von Agrippina der Jüngeren, in Köln sein werde. Dann fordere ich ihn zum „Duell“ auf. Und das dürfen Sie in Ihrer Zeitung berichten.

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Ihre Maike Vogt-Lüerssen

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