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11/03/2025

Anna von Sachsen (1544-1577), die Prinzessin von Oranien, erneut als die römische Göttin Venus

Ein weiteres Identifikationsporträt von ihr

Abb. 1: Anna von Sachsen (1544-1577), die Prinzessin von Oranien, als die Liebesgöttin Venus mit drei orangen Schleifen (an der Stirn und an den Ohren)

Dieses Porträtgemälde von Anna stammte wie das in der Abbildung 2 selbstverständlich aus der Werkstatt von Lucas Cranach dem Jüngeren und nicht, wie seit 2010 von Werner Schade behauptet wird, von Heinrich Bollandt (1578-1653), wofür der Kunsthistoriker übrigens erneut keine zeitgenössischen Quellen vorlegen kann. Wie schrieb schon der hervorragende Historiker Ernst von Birk (1810-1891): "Die Kunstgeschichte bedarf zu ihrem Gedeihen vor Allem einer sicheren urkundlichen Grundlage." Außer den Frauen der mailändischen Dynastien der Visconti und der Sforza ließen sich in der Renaissance nur die Frauen der Wettiner noch als die römische Liebesgöttin Venus verewigen. Diese Göttin war die mythologische Stammmutter der Visconti und damit auch der Sforza, und als Letztere im Jahr 1500 ihr mailändisches Herzogtum verloren hatten, gab es eine Reihe von Dynastien, die Anspruch auf deren Nachfolge erhoben, unter anderen die Wettiner, die dies mit Hilfe der Malerei, einem sehr wichtigen Werkzeug in der Propagandamaschinerie der Vergangenheit, auch deutlich zum Ausdruck brachten. Die Frauen der Wettiner liebten zudem diese klobigen, ringförmigen, goldenen, relativ enganliegenden Halsbänder, mit denen sie sich in ihren Porträts sehr häufig zu schmücken pflegten. Um welches weibliches Mitglied es sich bei den Wettinern handelte, ob um eine in diese Dynastie hineingeborene Prinzessin oder eine eingeheiratete, sagen uns die orangen Schleifen. Die Schleife war übrigens ein sehr bedeutendes Symbol bei den Visconti und Sforza, die aber in ihren Dynastien in schwarz, rot oder weiß wiedergegeben wurde. Die Farbe "Orange" steht für das Haus von Oranien, das seit der Heirat des Grafen Heinrich III. von Nassau-Dillenburg (1483-1538) mit seiner zweiten Gattin Claudia von Orange-Chalon den Nassauern gehört. Seit dieser Zeit benutzen die Mitglieder des Hauses von Oranien in ihren Porträts sehr gern die Farbe Orange, um auf sich hinzuweisen (Abbn. 3 - 6). Außer sich mit orangen Gewändern darzustellen standen seinen Mitgliedern als Symbole noch die Orangenblüten, die Orangenfrüchte, die Orangenbäume und die orange Schleife zur Verfügung (Abb. 1 und Abb. 7).

Abb. 2: Anna von Sachsen (1544-1577), die Prinzessin von Oranien, als die Liebesgöttin Venus mit dem kleinen Gott der Liebe, Amor, dessen Flügel mit den spezifischen Symbolfarben der Nassauer, dem Gold und dem Blau, versehen wurden
Abb. 3: René von Oranien (1519-1544), ein Cousin von Wilhelm von Oranien
Abb. 4: Anna von Lothringen (1522-1568), die in ihrer ersten Ehe mit René von Oranien verheiratet war
Abb. 5: Wilhelm II. von Oranien (1626-1650), ein Enkel von Wilhelm von Oranien
Abb. 6: Albertine Agnes von Oranien (1634-1697), Fürstin von Nassau-Dietz/Diez, eine Enkelin von Wilhelm von Oranien und die Stammmutter des heutigen niederländischen Königshauses
Abb. 7: Wilhelm III. von Oranien (1650-1702), der zukünftige König von England, Schottland und Irland, als kleiner Junge mit dem kleinen Orangenbaum und einer orangen Schleife an seiner Haube und an seinem Hut

Die Farbe "Orange" wurde im 16. Jahrhundert die spezifische Symbolfarbe für das Haus von Oranien. So lesen wir in folgender Quelle, die den Einzug von Wilhelm III. von Oranien nach seiner glorreichen Revolution als neuen König von Großbritannien am 18. Dezember 1688 in London beschreibt: "'The Glorious Revolution' had been accomplished without civil war or bloodshed, and all England rejoiced in the coming of the deliverer, William of Orange. On December 18th, 1688, the people of London gathered in huge crowds to await his arrival. It was a wet and stormy day and the multitudes congregated in the streets through which he was expected to pass were buffeted by the wind. With their homespun garments clinging to them and the orange ribbons with which they had decked themselves hanging in sodden masses, but with their hearts warmed by zeal, these sturdy people defied the wind and rain in the hope that they might catch a glimpse of the man who had rescued them from their oppressor. ... [Seine Gattin Mary II. Stuart (1662-1694) traf nach ihm in London ein] She came dressed in a purple velvet robe showing a great deal of orange petticoat. When she travelled this gorgeous attire was covered by a long bright orange cloak, but she wore no hood, so that her elaborately dressed hair, adorned with orange ribbons and pearls, could be seen by her amazed countrymen." (in: Marie Ruan Hopkinson: Anne of England – The Biography of a great Queen, id., pp. 113/115).

Und schauen Sie sich einmal die Abbildung 8 an, auf der der älteste Sohn des Königs Georg II. von Großbritannien, Friedrich Ludwig (oder Frederick) von Braunschweig-Lüneburg und Hannover (1707-1751), der Prinz von Wales, mit seinen drei älteren Schwestern Anne (oder Anna) (1709-1759), Amalia (oder Amelia) (1711-1786) und Caroline Elizabeth (1713-1757) im Jahr 1734 dargestellt wurde. Welche von diesen Schwestern war mit einem Oranier verheiratet worden?

Abb. 8: Der Prinz von Wales, Friedrich Ludwig (oder Frederick) von Braunschweig-Lüneburg und Hannover (1707-1751), mit seinen drei älteren Schwestern Amalia (oder Amelia) (1711-1786) (links), Anne (oder Anna) (1709-1759) (in der Mitte) und Caroline Elizabeth (1713-1757) (rechts) im Jahr 1734

Es war seine älteste Schwester Anne (oder Anna), die in ihrem Haar eine orange Schleife trägt. Sie wurde am 25. März 1734 mit dem Prinzen Wilhelm IV. von Oranien (1711-1751) verheiratet. Ihr Musiklehrer war übrigens Georg Friedrich Händel, der ihr und ihren Schwestern Cembalounterricht erteilte und der sie für seine beste Schülerin hielt.

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