Anna von Sachsen – Gattin von Wilhelm von Oranien
124 Seiten, mit Stammtafeln und 64 SW-Bildern, ISBN 978-1-9733-1373-1, 4. überarbeitete Auflage, € 7,80
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Louise Henriette war das zweite Kind und die erste Tochter von Friedrich Heinrich (1584-1647), dem Prinzen von Oranien, und seiner Gattin Emilia von Solms-Braunfels (1602-1675). Sie erblickte das Licht der Welt am 7. Dezember 1627 und starb am 18. Juni 1667 an den Folgen ihrer Tuberkulose.
Podcasttipp: Louise Henriette von Oranien, Kurfürstin von Brandenburg

War dieses Gemälde um 1631 erstellt worden oder erst nach dem Tod von Louise Henriette im Jahr 1667? In ihrer rechten Hand hält die kleine Prinzessin nämlich einen Kirschzweig mit sechs Kirschen. Die Kirsche ist im Mittelalter bis ins Barock hinein ein Symbol für die Fruchtbarkeit einer Frau gewesen. Louise Henriette brachte sechs Kinder auf die Welt. Aber man wusste um 1631 noch nicht, dass sie Mutter von sechs Kindern werden würde. Wenn das Gemälde um 1631 erstellt wurde, muss man den Kirschzweig mit den sechs Kirschen nach ihrem Tod hinzugefügt haben, oder das Gemälde wurde in der Tat erst nach ihrem Tod gefertigt.


Louise Henriette von Oranien wurde am 7. Dezember 1646 - an ihrem 19. Geburtstag - in Den Haag mit Friedrich Wilhelm (1620-1688), der als der "Große Kurfürst von Brandenburg" in die Geschichte einging, verheiratet. Eigentlich hatte sie sich gewünscht, einen entfernten Cousin, Henri Charles de Trémoille (1620-1672), zu ehelichen. Aber sie hatte sich dem Wunsch bzw. Befehl ihrer Eltern zu fügen. So wurde sie die erste Gattin von Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem sie folgende Kinder schenkte: 1. ihren Sohn Wilhelm Heinrich (1648-1649), 2. ihren Sohn Karl Emil (1655-1674), 3. ihren Sohn Friedrich (1657-1713), den späteren Kurfürsten von Brandenburg und König in Preußen, ihre Zwillinge, 4. den Sohn Heinrich, geboren und gestorben im Jahr 1664, und 5. die Tochter Amalie (1664-1665), und 6. ihren Sohn Ludwig (1666-1687). Von ihren sechs Kindern überlebten nur drei Söhne die frühe Kindheit. Ihre jüngster Sohn starb im Alter von 21 Jahren an Scharlach.
Die letzten Tage im Leben von Louise Henriette, die seit Jahren an Tuberkulose litt, hatte ihre Kammerfrau Anna Martitz schriftlich festgehalten: "... als sie [Louise Henriette] [am 15. Juni 1667] die Milch [Eselsmilch] genommen hatte, begunnten sich Ihre Kurfl. Durchl. sehr übel zu befinden und kriegten große Benautheit [Beklommenheit], mein gnädigster Herr [Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg], die Fürstin von Anhalt [Louise Henriettes Schwester Henriette Katharina] wie auch der Fürst von Anhalt waren bei mein gnädigste Frau, mugten Ihr Kurfl. Durchl. wohl fühlen, daß es sich mit ihr zum Ende nahen würde, begehrten die Prinzen [ihre drei Söhne], von denen sie Abschied nahm und segnete sie, welches schmerzlich und erbärmlich mit anzusehen und zu hören war, ein jeder war mit Thränen überhäuft. Prinz Friderich schrie so erschrecklich und fiel der Frau Hofmeisterin umb den Hals und bat sie aus tausend Gotts Will, sie sollte doch retten, daß seine Mama nicht stürbe, ach wäre es von Menschen zu retten gewesen, die allerliebste Kurfürstin sollte nicht von uns geschieden sein, der Kurprinz [Karl Emil] bat auch sehr elendig, aber das liebe Prinz Ludwigche lachte wie es sah alle Menschen so weinen, das wußte wenig von seinen Unglück. ... Gegen den Abend begunnten sich Ihre Kurfl. Durchl. wieder ein wenig besser zu befinden ... Den Nacht schliefen Ihr Durchl. auch so wohl und so ruhig, daß sie auch den ganzen Nacht bis gegen 4 Uhr [morgens, den 16. Juni] nicht einmal husten, da waren sie selbst so froh .. und sagte auch zur Frau Hofmeisterin von Prinz Friderich, daß der so geschrien hätte und so betrübt gewesen wäre, sie glaubte, daß unser Herre Gott das Kind erhöret hätte, weil es nun so viel besser mit ihr wäre. Nach 4 Uhr aber begunn sich der Hust wieder zu regen und Ihre Kurfl. Durchl. warfen so viel aus, und weil sich das so löste, funden sie große Erleichterung auf der Brust, sie warfen wohl 2 oder 3 Serven (sic!) voll nacheinander aus, sie kriegten darüber so großen Muth und sagten, das hätte ihr gestern da benaut gehabt. Den Morgen trunken sie wieder Eselsmilch und waren so fein ... Mein gnädigster Herr kam wieder von Tafel, der fund meine gnädigste Frau so wohl, daß er runter in den Garten spaciren ging ... [der Gesundheitszustand von Louise Henriette verschlechterte sich jedoch wieder] und sagte, ruft den Kurfürst, da ward also bald nach geschickt ... als mein gnädigster Herr nun kam, setzte er sich bei den Bette nieder und Ihr Kurfl. Durchl. lagen ein wenig auf der Seite, daß sie meinen gnädigsten Herrn nicht recht sehen konnten, so sagte sie, man sollte sie umbwenden nach meinen gnädigsten Herrn zu und sollten sie aufrichten ... Ihre Kurfl. Durchl. behielten ihren vollkommenen Verstand bis an ihr Ende, das sein ihre letzte Wort gewesen: kehrt mich umb und nach den Kurfürst zu und richt' mich auf. Mein gnädigster Herr lag auf den Knieen vors Bett in großer Herzensangst und Betrübnis und hielt Ihro Kurfl. Durchl. Hand in die seine bis sie todt war, nebst meinen gnädigsten Herren lag auch auf den Knieen die Fürstin von Anhalt auch in großer Betrübnis und sach das schmerzliche Abscheiden an ... Kurz vor ihren seeligen Ende erblickten sie noch den Fürsten von Anhalt und reichten ihn die Hand, damit gute Nacht zu sagen ... über eine Weile begunnten sie etwas mit der Brust zu röcheln, husten auch noch ein paar Mal auf, daß auch was rautzer kam, welches ich ihr vor den Mund wegnahm, es war aber nur als Wasser, ihre Augen stunden noch alzeit offen ... indem Ihre Kurfl. Durchl. der Ahtem ausging, indem thaten sie auch die Augen zu, als wenn sie eingeschlafen wären. Wie man nun sach, daß die Lebenshoffnung hin war, so wollte ein jeder in Thränen zerschmelzen, mein gnädigster Herr fiel noch auf ihr Gesicht und küßte sie noch, da that sie noch die Augen wieder auf und holte noch einmal Ahtem, da blieben die Augen noch so halb offen stehn, so mußte ich und mein Bruders Frau sie vollens wieder zudrücken ..." (in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, hrsg. von Albert Naudé, Neunter Band, Erste Hälfte, Leipzig 1896, S. 220-223).
"Tagelang zog sich der Kurfürst [nach dem Tod von Louise Henriette] auf sein Zimmer zurück und mochte mit niemandem sprechen. Er wußte genau, was er mit dieser intelligenten und warmherzigen Frau verloren hatte, der einzigen, die fähig war, seinen Zorn zu bändigen. In weiser Voraussicht hatte Luise, als sie ihren Tod nahen spürte, Anhalt [ihren Schwager Johann Georg II. von Anhalt-Dessau] gebeten, für ihre Kinder zu sorgen, falls sich der Kurfürst wieder verheiraten sollte. Und noch eine Vorsorge traf sie. Ihre Kinder sollten fern von allen Hofintrigen und kurfürstlichen Wutausbrüchen auf dem Gut Schwerins [Otto von Schwerin (1616-1679, der Erzieher ihrer Söhne], in Alt-Landsberg bei Warta, erzogen werden." (in: Linda und Marsha Frey: Friedrich I. - Preußens erster König, ebenda, S. 37).

"Luise Henriette war willensstark, wußte sehr genau, was sie wollte, so daß der Große Kurfürst niemals versäumte, ihren politischen Rat einzuholen, auch wenn er sie manchmal, durch ihren Widerspruch gereizt, wütend fragte, wer denn nun eigentlich in Wahrheit den Kurhut trüge ('Beherrschen Sie sich, Madame!' schrie er sie einmal an und schmiß zornig seinen Hut auf die Erde) - und wir werden dieser unerschöpflichen Energie, gesteigert bis zur Starrköpfigkeit, bei Friedrich Wilhelm [I.] [ihrem Enkel] wiederbegegnen. Seine Großmutter [Louise Henriette] war, als Kalvinistin, fromm, ja glaubensstark, liebte das Positive, Optimistische, Kraftvolle am Christentum, fern jeder geistlichen Muckerei, schrieb den Text des protestantischen Kirchenliedes 'Jesus, meine Zuversicht', das heute noch gesungen wird ... Luise Henriette, die Oranierin, war es, die den Berlinern und Brandenburgern zum erstenmal einen Hauch von holländischer Reinlichkeit und Kultur vermittelte. ... Bereits vier Jahre nach ihrer Ankunft in Berlin, am 24. September 1650, hatte der Kurfürst ihr das Domänengut Bötzow im Norden Berlins übereignet und zur freien Disposition gestellt. Mit persönlichem Engagement, praktisch, ärmelaufkrempelnd, detailbesessen hatte sie dafür gesorgt, daß auf den Wiesen und Weiden der Havelgegend eine Muster-Holländerei entstanden war, die dem Land Brandenburg bald in Viehzucht, Milch- und Käsewirtschaft zum Vorbild, ja zum Lehrbetrieb wurde." (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 37-38).

"Die Kurfürstin [Louise Henriette] examinierte persönlich die holländischen Kolonisten, die sie ins Land zog, sorgte sich um jeden, bis er ein Dach über dem Kopf, bis er in der Fremde eine neue Heimstatt gefunden hatte, inspizierte täglich - mit hochaufgeschürztem Rock - die Kuhställe und Milchkammern, kontrollierte Küche und Keller, schickte höchstselbst Butter und Käse auf die Märkte Berlins, kurz: sie war das Musterbild einer peniblen, gewissenhaften Hauswirtin. Und das alles bei größter Sparsamkeit, mit exakter Buchführung, jeden Groschen und Taler sorgsam auf der Ausgaben- und Einnahmeseite registrierend. 'Ich bitte Sie', schrieb sie von einem Besuch in Cleve nach Berlin, 'befehlen Sie dem Verwalter Sturm, daß er, wenn er Geld schickt, künftig angibt, woher es kommt, damit ich es in mein Buch eintragen kann, worin ich sehr gewissenhaft verzeichne, was ich einnehme und was ich ausgebe.' ... die am 27. April 1657 zornig nach Oranienburg schrieb, es sei 'schimpflich und geradezu unverantwortlich', daß in allen Gärten nicht genügend Hopfen gewonnen würde, wie zum Bierbrauen nötig sei; daran könne nichts als 'schändliche Faulheit' die Schuld tragen.'' (in: Wolfgang Venohr: Der Soldatenkönig - Revolutionär auf dem Thron, ebenda, S. 39-40).
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