Louise Henriette von Oranien wurde am 7. Dezember 1646 - an ihrem 19. Geburtstag - in Den Haag mit Friedrich Wilhelm (1620-1688), der als der "Große Kurfürst von Brandenburg" in die Geschichte einging, verheiratet. Eigentlich hatte sie sich gewünscht, einen entfernten Cousin, Henri Charles de Trémoille (1620-1672), zu ehelichen. Aber sie hatte sich dem Wunsch bzw. Befehl ihrer Eltern zu fügen. So wurde sie die erste Gattin von Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem sie folgende Kinder schenkte: 1. ihren Sohn Wilhelm Heinrich (1648-1649), 2. ihren Sohn Karl Emil (1655-1674), 3. ihren Sohn Friedrich (1657-1713), den späteren Kurfürsten von Brandenburg und König in Preußen, ihre Zwillinge, 4. den Sohn Heinrich, geboren und gestorben im Jahr 1664, und 5. die Tochter Amalie (1664-1665), und 6. ihren Sohn Ludwig (1666-1687). Von ihren sechs Kindern überlebten nur drei Söhne die frühe Kindheit. Ihre jüngster Sohn starb im Alter von 21 Jahren an Scharlach.
Die letzten Tage im Leben von Louise Henriette, die seit Jahren an Tuberkulose litt, hatte ihre Kammerfrau Anna Martitz schriftlich festgehalten: "... als sie [Louise Henriette] [am 15. Juni 1667] die Milch [Eselsmilch] genommen hatte, begunnten sich Ihre Kurfl. Durchl. sehr übel zu befinden und kriegten große Benautheit [Beklommenheit], mein gnädigster Herr [Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg], die Fürstin von Anhalt [Louise Henriettes Schwester Henriette Katharina] wie auch der Fürst von Anhalt waren bei mein gnädigste Frau, mugten Ihr Kurfl. Durchl. wohl fühlen, daß es sich mit ihr zum Ende nahen würde, begehrten die Prinzen [ihre drei Söhne], von denen sie Abschied nahm und segnete sie, welches schmerzlich und erbärmlich mit anzusehen und zu hören war, ein jeder war mit Thränen überhäuft. Prinz Friderich schrie so erschrecklich und fiel der Frau Hofmeisterin umb den Hals und bat sie aus tausend Gotts Will, sie sollte doch retten, daß seine Mama nicht stürbe, ach wäre es von Menschen zu retten gewesen, die allerliebste Kurfürstin sollte nicht von uns geschieden sein, der Kurprinz [Karl Emil] bat auch sehr elendig, aber das liebe Prinz Ludwigche lachte wie es sah alle Menschen so weinen, das wußte wenig von seinen Unglück. ... Gegen den Abend begunnten sich Ihre Kurfl. Durchl. wieder ein wenig besser zu befinden ... Den Nacht schliefen Ihr Durchl. auch so wohl und so ruhig, daß sie auch den ganzen Nacht bis gegen 4 Uhr [morgens, den 16. Juni] nicht einmal husten, da waren sie selbst so froh .. und sagte auch zur Frau Hofmeisterin von Prinz Friderich, daß der so geschrien hätte und so betrübt gewesen wäre, sie glaubte, daß unser Herre Gott das Kind erhöret hätte, weil es nun so viel besser mit ihr wäre. Nach 4 Uhr aber begunn sich der Hust wieder zu regen und Ihre Kurfl. Durchl. warfen so viel aus, und weil sich das so löste, funden sie große Erleichterung auf der Brust, sie warfen wohl 2 oder 3 Serven (sic!) voll nacheinander aus, sie kriegten darüber so großen Muth und sagten, das hätte ihr gestern da benaut gehabt. Den Morgen trunken sie wieder Eselsmilch und waren so fein ... Mein gnädigster Herr kam wieder von Tafel, der fund meine gnädigste Frau so wohl, daß er runter in den Garten spaciren ging ... [der Gesundheitszustand von Louise Henriette verschlechterte sich jedoch wieder] und sagte, ruft den Kurfürst, da ward also bald nach geschickt ... als mein gnädigster Herr nun kam, setzte er sich bei den Bette nieder und Ihr Kurfl. Durchl. lagen ein wenig auf der Seite, daß sie meinen gnädigsten Herrn nicht recht sehen konnten, so sagte sie, man sollte sie umbwenden nach meinen gnädigsten Herrn zu und sollten sie aufrichten ... Ihre Kurfl. Durchl. behielten ihren vollkommenen Verstand bis an ihr Ende, das sein ihre letzte Wort gewesen: kehrt mich umb und nach den Kurfürst zu und richt' mich auf. Mein gnädigster Herr lag auf den Knieen vors Bett in großer Herzensangst und Betrübnis und hielt Ihro Kurfl. Durchl. Hand in die seine bis sie todt war, nebst meinen gnädigsten Herren lag auch auf den Knieen die Fürstin von Anhalt auch in großer Betrübnis und sach das schmerzliche Abscheiden an ... Kurz vor ihren seeligen Ende erblickten sie noch den Fürsten von Anhalt und reichten ihn die Hand, damit gute Nacht zu sagen ... über eine Weile begunnten sie etwas mit der Brust zu röcheln, husten auch noch ein paar Mal auf, daß auch was rautzer kam, welches ich ihr vor den Mund wegnahm, es war aber nur als Wasser, ihre Augen stunden noch alzeit offen ... indem Ihre Kurfl. Durchl. der Ahtem ausging, indem thaten sie auch die Augen zu, als wenn sie eingeschlafen wären. Wie man nun sach, daß die Lebenshoffnung hin war, so wollte ein jeder in Thränen zerschmelzen, mein gnädigster Herr fiel noch auf ihr Gesicht und küßte sie noch, da that sie noch die Augen wieder auf und holte noch einmal Ahtem, da blieben die Augen noch so halb offen stehn, so mußte ich und mein Bruders Frau sie vollens wieder zudrücken ..." (in: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, hrsg. von Albert Naudé, Neunter Band, Erste Hälfte, Leipzig 1896, S. 220-223).
"Tagelang zog sich der Kurfürst [nach dem Tod von Louise Henriette] auf sein Zimmer zurück und mochte mit niemandem sprechen. Er wußte genau, was er mit dieser intelligenten und warmherzigen Frau verloren hatte, der einzigen, die fähig war, seinen Zorn zu bändigen. In weiser Voraussicht hatte Luise, als sie ihren Tod nahen spürte, Anhalt [ihren Schwager Johann Georg II. von Anhalt-Dessau] gebeten, für ihre Kinder zu sorgen, falls sich der Kurfürst wieder verheiraten sollte. Und noch eine Vorsorge traf sie. Ihre Kinder sollten fern von allen Hofintrigen und kurfürstlichen Wutausbrüchen auf dem Gut Schwerins [Otto von Schwerin (1616-1679, der Erzieher ihrer Söhne], in Alt-Landsberg bei Warta, erzogen werden." (in: Linda und Marsha Frey: Friedrich I. - Preußens erster König, ebenda, S. 37).