Christinas Regierungsprogramm: "Hatte ihr Vater sich durch Kriegsruhm einen Namen erworben, so suchte sie [Christina] ihren Ruhm darin, ihrem Reiche und Europa den ersehnten Frieden zu geben, ihr Volk durch einen neu belebten Wohlstand, durch Handel und Wandel, durch Gesittung und höhere Bildung und das Blühen von Kunst und Wissenschaften zu beglücken. Diesem Ziele strebte sie mit der männlichen, wahrhaft bewunderungswürdigen Energie ihres Charakters nach. Es war aber ein schwerer und harter Sieg; denn sie hatte dabei die Einsprüche ihres großen Meisters Oxenstierna zu überwinden. Er, der allmächtige Reichskanzler, wollte den Frieden nur um den höchsten Preis, und es ist ergreifend, zu sehen, wie dem gegenüber Christina nach ihrem Ziele strebte und durch ihre persönliche Bedeutung dem großen Staatsmanne vollkommen das Gleichgewicht hielt. Zunächst wünschte die Königin den Frieden mit Dänemark, gegen welches Schweden seit 1643 im Felde stand." (in: Franz Schauerte: Christina, Königin von Schweden – Ein Lebensbild, ebenda, S. 30-31).
"'Es ist unglaublich,' schrieb Chanut [der französische Gesandte in Stockholm] an den französischen Hof, 'welche Macht Christina im Rathe behauptet. Sie verbindet mit königlicher Würde Huld, Ansehen, Wohlthun und die Gewalt der Ueberredung, so daß die Reichsräthe sich selbst über den Einfluß wundern, den sie während der Versammlung für ihre Ansicht ausübt.' Ebenso stieg bei ihren Unterthanen immer mehr ihre Hochachtung. Auf dem Reichstage im Anfange des Jahres 1647 sprach sie mit bewunderungswürdiger Anmuth und Festigkeit; sie beherrschte die Versammlung so vollkommen, daß sie ihren Willen gänzlich durchsetzte, und die Versammlung unter den deutlichsten Bezeugungen der Ehrfurcht für die junge Königin auseinanderging, obgleich man sich vorgenommen hatte, eine Opposition gegen sie zu bilden." (in: Franz Schauerte: Christina, Königin von Schweden – Ein Lebensbild, ebenda, S. 34).
"Dieses Ansehen behauptete Christina auch bei der Abschließung des westfälischen Friedens. Voll Sehnsucht nach dem Frieden und erbittert über die langsamen Verhandlungen schrieb sie an ihre Gesandten einen Brief voll ernster Mahnungen, den Frieden möglichst bald herzustellen und die Sache nicht, wie bisher, in die Länge zu schieben. 'Lassen Sie sich von diesem Ziele nicht abwenden durch die Einbildungen einiger ehrgeizigen Personen, wenn Sie nicht meine äußerste Ungnade sich zuziehen und mir mit Erbleichen und Erröthen zur Rechenschaft stehen wollen. Sie können darauf rechnen, daß dann weder Ansehen noch Unterstützung großer Familien mich hindern werden, der ganzen Welt den Verdruß zu zeigen, den ich über unvernüntftiges Verfahren empfinde. Denn ich bin völlig überzeugt, daß, wenn es mit dem Tractate schlecht geht, ich durch Ihre Schuld in ein Labyrinth gerathen werde, aus dem weder Sie noch der Verstand derer, die solche Pläne schmieden, mich herausziehen würden. Daher sehen Sie sich wohl vor. Ich zweifle nicht, daß Sie es thun werden, und ich schreibe Ihnen dies nur zur Nachricht, indem ich auf Ihr vorsichtiges Benehmen gnädigst vertraue, so daß ich mit Gottes Beistand einen glücklichen Abschluß des so lang ersehnten Friedens erwarte. Wenn Sie mir auch fernerhin, wie bisher, Beweise von Ihrer Treue geben, so können Sie versichert sein, daß Sie bei Ihrer Zurückkunft mich beide und stets finden werden als Ihre wohlgeneigte - Christina.' Dieser Brief sollte eigentlich nur Joh. Oxenstierna gelten, wie sie dem Hofkanzler Salvius in einem besonderen Schreiben mittheilte, indem sie von ihm nur Gutes glaubte. Der Reichskanzler [Axel Oxenstierna] empfand über die Vorwürfe, welche die Königin seinem Sohne machte, einen lebhaften Verdruß und bat um seine Entlassung aus dem Amte. Christina ertheilte ihm dieselbe; allein da der Reichsrath ihr vorstellte, Oxenstierna sei bei den Friedensverhandlungen unentbehrlich, so ersuchte sie ihn wieder, in ihrem Dienste zu bleiben. Die Einigkeit wurde wieder hergestellt; im Verlaufe des Gespräches mit dem Kanzler erklärte sich Christina offenherzig über die Ursachen ihres bisherigen Mißvergnügens und drang namentlich auf die Verheirathung seines Sohnes Erich, damit das Gerücht einer Verbindung mit ihr zum Schweigen gebracht werde." (in: Franz Schauerte: Christina, Königin von Schweden – Ein Lebensbild, ebenda, S. 35).
"Aber nicht nur die Mißhelligkeiten unter den schwedischen Gesandten, sondern auch die der französischen Gesandten verzögerten den Friedensabschluß bedeutend. Eine Schwierigkeit folgte auf die andere und wegen erbärmlicher Ursachen zerschlugen sich manche Versuche, dem erschöpften Europa den Frieden zu geben. Auch hier griff Christina vermittelnd ein. Sie bestand zwar darauf, daß man den Franzosen, ihren Bundesgenossen, die gebührende Genugthuung nicht versage, aber sie ermahnte dieselben auch dringend, daß sie ihre Forderungen nicht zu hoch stellten und diejenigen, welche von weniger Bedeutung seien, gänzlich fallen ließen." (in: Franz Schauerte: Christina, Königin von Schweden – Ein Lebensbild, ebenda, S. 35-36).