Anna von Sachsen – Gattin von Wilhelm von Oranien
124 Seiten, mit Stammtafeln und 64 SW-Bildern, ISBN 978-1-9733-1373-1, 4. überarbeitete Auflage, € 7,80
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"Unter dem unmittelbaren Einflusse der frommen Aeltern (Eltern) [König Christian III. von Dänemark und seiner zweiten Gattin Dorothea von Sachsen-Lauenburg] war die Erziehungsweise eine streng religiöse, demnächst aber bildeten einfache Häuslichkeit und geregelte Thätigkeit die Grundlage derselben. Von den fürstlichen Aeltern selbst im Lesen unterrichtet und mit geistlichen Liedern bekannt gemacht ... An ihrer [der Mutters] Seite mußte Anna den Spinnrocken handhaben, sich in künstlichen Nadelarbeiten üben, heilsame Kräuter sammeln, das Hauswesen und selbst landwirthschaftliche Geschäfte besorgen ...". Und das lehrte Anna von Dänemark auch ihre Kinder: "Es wird ausdrücklich berichtet, daß sie [Anna von Dänemark] ihre Söhne und Töchter anhielt, einzelne Psalmen auswendig zu lernen und diese nebst Gebeten für die Aeltern und das Vaterland laut vorzubeten. Ja der Hofprediger Dr. Mirus versichert, daß auf Antrieb der Mutter "auch unsere gnädige Fräulein nicht allein den Psalter fast ganz auswendig können, sondern auch in der ganzen Bibel also bekannt sein, daß man kaum einen Spruch aus dem alten oder neuen Testament anziehen kann, Ihr fürstl. Gn. wissen, in welchem Buch, in welchem Capitel er stehet." Ingleichen hörte man oft, wie Anna mit den Kindern fromme Lieder anstimmte. Indem die gottselige Kurfürstin sich täglich von dem Gelernten genaue Rechenschaft geben und außer ihren eigenen auch andere Kinder an diesen heilsamen Uebungen Theil nehmen ließ, glich ... solch ihr Walten im engen Familienkreise mehr dem Leben in einer Erziehungs- und Schulanstalt als dem an einem fürstlichen Hofe ... Mutter Anna pflanzte ihre Kunstfertigkeit in weiblichen Nadelarbeiten etc. durch Vorbild und Unterweisung auch auf ihre Prinzessinnen Töchter über." (in: Galerie der Sächsischen Fürstinnen, ebenda, S. 263-269).
"Die Kurfürstin [Anna von Dänemark] saß in ihrem Zimmer und spann Flachs an einem Rädlein; ihre Hofdamen thaten dergleichen oder verrichteten sonst nützliche Arbeit. ... Im Sommer ging die Kurfürstin, von zwei oder drei Personen begleitet, bei günstiger Witterung zu Fuß, wöchentlich zweimal auf das genannte Vorwerk [Ostra bei Dresden] und war dabei, wenn Butter bereitet, Mastvieh geschlachtet und eingepökelt ward und dergl. Sie bereitete wohl auch selbst mit eigenen Händen die für ihren Gemahl bestimmte Butter und ordnete Alles bis auf die unbedeutendste Kleinigkeit selbst an. Ja, es wird erzählt, daß sie dort die Wäsche ihres Gemahls selbst zu waschen pflegte ..." (in: Galerie der Sächsischen Fürstinnen, ebenda, S. 274).

"Sie [Anna von Dänemark] duldete keine Ausgelassenheit in Sitten, keine Zweideutigkeit in Reden, keinen Muthwillen in Geberden. Ihre Dienerinnen waren in wahrhaft klösterlicher Zucht. Daher hatte die sonst so milde und zu Fürbitten geneigte Fürstin für Ehebrecher und Hurer kein fürbittendes Wort, sondern nur strenge Mahnung an ihre Bestrafung." (in: Galerie der Sächsischen Fürstinnen, ebenda, S. 282).


"Handschuhe bezog Anna aus Dänemark, aus Wien 'wo sie auf das Sauberste gemacht werden sollten', und wiederholt aus Inspruck, 'wohlriechende' aus Venedig, 'hundene" [aus Hundeleder gefertigt] aus Onolzbach ..." (in: Karl von Weber: Anna, Churfürstin zu Sachsen, geboren aus dem Königlichen Stamm zu Dänemark – Ein Lebens- und Sittenbild aus dem sechzehnten Jahrhundert, Leipzig 1865, S. 178)
Anna war übrigens die ältere Schwester von Friedrich II. oder Frederik II. (1534-1588), dem König von Dänemark und Norwegen, und die Tante von Anna von Dänemark (1574-1619), der zukünftigen Königin von Schottland und England.

Anna von Dänemark mit ihrem Gatten, dem sächsischen Kurfürsten August; über das Eheleben der beiden finden wir Folgendes: "... und obwohl ihr [Annas] Gatte mit herzlicher Liebe an ihr hing ... so brauste er doch leicht auf und ließ sich in der Hitze des Zornes zu Worten und Handlungen hinreißen, die er, wenn er zur Besinnung gekommen, zu bereuen hatte; soll er doch sogar die Hand gegen sie erhoben haben!" (in: Karl von Weber, Anna Churfürstin zu Sachsen, Leipzig 1865, S. 6). Es war allgemein bekannt, dass Anna von Dänemark von ihrem Gatten geschlagen wurde. Trotzdem bedeutete es Gefängnisstrafe, wenn man solches laut verkündete, wie am Beispiel des Jägermeisters Cornelius von Rüxleben zu sehen ist. Er erzählte, dass sie [Anna von Dänemark] "vom Churfürsten eine Maulschelle bekomme [habe], weil sie mit ihm nicht reden wollen". Dafür erhielt er eine neun- oder zehnjährige Gefängnisstrafe, die er in der Pleißenburg absitzen musste. Er sollte die Freiheit nie wieder erlagen, da er dort im Jahr 1590 starb.
"Anna selbst ging gewöhnlich mit christlicher Todesbereitschaft ihrer Entbindung entgegen. Es wird berichtet, daß sie zu solchen Zeiten, dem Tode sich nahe glaubend, ihre eigenen Leichentücher sorgfältig zubereitet habe ..." (in: Galerie der Sächsischen Fürstinnen, ebenda, S. 270-271).
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