Der Pesterreger wurde 1894 vom französischen Bakteriologen Alexandre Yersin entdeckt. Es handelt sich bei dem Erreger um ein gramnegatives stäbchenförmiges Bakterium, Yersinia pestris genannt, das durch den Flohbiß injiziert oder beim Kratzen mit dem Flohkot in die Haut eingerieben wird. Auch durch Tröpfcheninfektion und die Aufnahme von verseuchten Nahrungsmitteln kann die Krankheit übertragen werden. 1898 wurde erstmals die Rolle des Hausrattenflohs bei der Pestausbreitung entdeckt, und 1940 stellten Wissenschaftler fest, daß auch die Kopfläuse bei der Übertragung der Pest beteiligt sind. Colin McEvedy beschreibt den Infektionsverlauf vom Nager zum Menschen sehr anschaulich:
"Pestbazillen kommen in geringen Mengen weltweit bei vielen wilden Nagerpopulationen vor und werden unter ihnen durch Flöhe übertragen. Für die Beulenpest ist der Indische Rattenfloh oder Pestfloh (Xenopsylla cheopis) oft als Überträger beschrieben worden. Wenn ein Floh eine infizierte Ratte beißt, nimmt er das Bakterium auf. Die Krankheitserreger vermehren sich im Verdauungstrakt des Flohs weiter und bilden eine feste, darmverstopfende Masse, so daß das Insekt kein Blut mehr verdauen kann und sozusagen Heißhunger entwickelt. Der Floh sticht das Wirtstier dann immer wieder und wandert nach dessen Tod zum nächstbesten Nager, den er sogleich infiziert, so daß sich die Krankheit rasch verbreitet. Sind die Ratten dezimiert, wechseln die Flöhe zu (anderen) Warmblütern über, darunter auch zu Menschen und Haustieren, von denen sie normalerweise nicht schmarotzen, und lösen so die Epidemie aus. Hat die Krankheit erst einmal auf Menschen übergegriffen, kann sie sich unter ihnen manchmal direkt durch Tröpfcheninfektion verbreiten. Normalerweise wird sie jedoch immer noch durch den Biß von Rattenflöhen übertragen. Die Infektionskette kann nicht ohne Nager fortbestehen, welche als Primärwirt sowohl für den Pestbazillus als auch für den Rattenfloh dienen." (in: Colin McEvedy, ebenda, S. 115/116)
An der Beulenpest, bei der sich die typischen Eiterbeulen bildeten, starben 80% der Erkrankten. Zog man sich aber die sehr ansteckende Lungenpest zu, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde, bestand keine Hoffnung mehr, mit dem Leben davon zu kommen. Die Lungenpest führte schon – wie bereits erwähnt – innerhalb der ersten drei Tage nach ihrem Auftreten zum Tode ohne Ausnahme! Ihre Opfer mußten einen qualvollen Erstickungstod erleiden.