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26/12/2020

Kaiser Karl IV. (1316-1378)

Der letzte große König bzw. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Mittelalter

Am 14. Mai 1316 wurde Karl IV. als erster Sohn des böhmischen Königs Johann von Luxemburg (1296-1346) und von Elisabeth von Böhmen (1292-1330), einer Tochter von Wenzel II. (1271-1305), König von Böhmen und König von Polen, geboren. Im Jahr 1346 stieg er zum König, im Jahr 1355 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation auf. Mit sieben Jahren hatte ihn sein Vater mit der ebenfalls siebenjährigen Blanche von Valois vermählt. Als Blanche im Jahr 1348 starb, heiratete Karl IV. Anna (1329-1353), die einzige Tochter des Pfalzgrafen Rudolf. Noch zwei weitere Ehen sollten geschlossen werden (siehe seine Stammtafel).

Während seiner Regierungszeit erließ Karl IV. im Jahr 1356 die berühmte Goldene Bulle, die nach ihrer goldenen Kapsel, die das Siegel der Urkunde umschloss, genannt wurde und die zur Wahl des Königs des Heiligen Römischen Reiches nur noch sieben Kurfürsten, nämlich den Erzbischof von Mainz, den Erzbischof von Trier, den Erzbischof von Köln, den König von Böhmen, den Pfalzgrafen beim Rhein, den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg, zuließ. Das Wahlverfahren hatte fortan folgendermaßen vonstattenzugehen: Die sieben Kurfürsten wurden vom Mainzer Erzbischof nach Frankfurt eingeladen und vom ihm vereidigt. Sie waren verpflichtet, nach freiem Ermessen ohne vorherige Wahlabsprachen oder Übereinkommen das Oberhaupt des Reiches zu wählen. Die Stimmen wurden schließlich in einer vorgeschriebenen Reihenfolge abgegeben: zuerst vom Erzbischof von Trier, dann vom Erzbischof von Köln, vom König von Böhmen, vom Pfalzgrafen beim Rhein, vom Herzog von Sachsen, vom Markgrafen von Brandenburg und zuletzt vom Erzbischof von Mainz selbst. Zum König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurde derjenige ernannt, der die Mehrzahl, also mindestens vier Kurstimmen, erhielt. Eine Abwahl des Königs konnte ebenfalls durch die Mehrheit des Kurfürstenkollegiums erreicht werden. So wurde z. B. Karls IV. Sohn Wenzel [IV.] (1361-1419) nach 22 Jahren Regierung im August 1400 wegen seiner Alkoholsucht als "untauglich" abgesetzt.

Karl IV. galt neben dem Staufer Friedrich II. als der gescheiteste König auf dem deutschen Thron. Er beherrschte neben dem Böhmischen noch vier weitere Sprachen, und seine Zeitgenossen sahen in ihm geradezu ein Verhandlungsgenie. Persönlich gab er sich sehr bescheiden. Selten sah man ihn in Rüstung, Rittertracht oder Feldherrnkostüm. Da er sehr unter der Gicht litt, ließ er sich zudem nur bei besonderen Anlässen und dann zu Pferde zeigen. Im Alter von 40 Jahren wurde er von einem seiner Zeitgenossen als kleiner, nach vorn gebeugter Mann mit krummem Rücken, mit dicken Wangen, gelblichem Gesicht und schwarzem Bart beschrieben. Am 29. November 1378 starb er im Alter von 62 Jahren.

Dokumentation über Karl IV. vom ZDF

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