kleio Logo

Damals, im 16. Jahrhundert ...

Der Tod von Franz von Sickingen

Im April 1523 zog der 18-jährige hessische Landgraf Philipp I. zusammen mit dem Erzbischof von Trier und dem Pfalzgrafen aus Heidelberg in den Krieg gegen den berühmten Ritter Franz von Sickingen (1481-1523). Was nun genau in diesem Krieg geschah und wie Franz von Sickingen sein Leben verlor, berichtet der Historiker Philipp Hofmeister: „Die Burg Landstuhl oder Nannstuhl [die Burg Nanstein über Landstuhl, auf der sich Franz von Sickingen befand] lag unter steilen, allenthalben einschneidenden Bergkuppen, welche jeden Sturm unmöglich machten, deshalb beschloß man eine regelmäßige Einschließung; schaffte die Bombarden und Feldstücke auf die benachbarten Hügel und bezog die Lager. ... Als aber das Geschütz der Fürsten überall aufgestellt war, fielen am ersten Tag 600 Schüsse auf Landstuhl; der große Thurm, obwohl seine Mauern 14 Fuß Dicke hatten, sank in Trümmer und verursachte ein solches Gewölk von Staub, daß man die Feste nicht sehen konnte. Am 2. Mai war ein Stück Mauer von 25 Fuß Länge niedergelegt. Sickingen, dem dies unglaublich vorkam, ließ sich von seinem Büchsenmeister hinausführen, denn er litt seit einiger Zeit an der Fußgicht. Er stand einem Felsen gegenüber, den die Feinde inne hatten, umgeben von Pfählen, deren Spitzen im Feuer gehärtet waren. Da geschah ein Schuß aus einer Nothschlange, der ihm Mauersteine und Pfähle in die linke Seite des Leibes schlug. Zerschmettert und fast erblindet trug man ihn erst in sein Gemach, und weil die Kugeln auch bis dahin drangen, in ein eingehauenes Gewölbe. Als der Arzt seine Wunden untersuchte, stürzte einer seiner Freunde ohnmächtig zur Erde; er befahl, diesem zuerst zu helfen ...“ (in: Philipp Hofmeister, Das Leben Philipps des Grossmüthigen, Landgrafen von Hessen; Kassel, Hameln, Pyrmont 1846, S. 26-28). Wenige Tage später, am 7. Mai, starb Franz von Sickingen an seinen Wunden. Damit war für ihn das Kriegen und Morden zu Ende. Nicht jedoch für seine Leute! Sein Feldprediger, Kaspar Aquila, erlitt noch Folgendes von drei Landsknechten von Philipp I. und seinen Verbündeten: diese stopften „ihn in einen großen mit Pulver gefüllten Mörser; zogen ihn aber, als der Versuch, ihn in die Luft zu sprengen, mißglückte, an den Beinen wieder heraus.“ (in: Philipp Hofmeister, Das Leben Philipps des Grossmüthigen, Landgrafen von Hessen, ebenda, S. 30).

Viele Jahre später und um viele Erfahrungen reicher, warnte Philipp I. von Hessen seine Söhne davor, leichtfertig Kriege zu beginnen: „Und sollen unsere Söhne [Wilhelm IV., Ludwig IV., Philipp II. und Georg I.], von Frau Christinen [seiner ersten Gattin, Christine von Sachsen] geboren, das Geschütz zu nirgends anderem gebrauchen, als zur Vertheidigung und damit Land und Leute zu beschützen; aber in keinem Fall ein Bruder wider den andern, oder um damit den Krieg anzufangen. – Es ist unser treuer Rath, väterliches Bedenken und Verordnen, daß sie sich in allen Fällen vor Krieg wollen hüten und keinen Krieg anfangen; denn es ist nicht mehr zu kriegen, wie vor Zeiten; das Kriegsvolk ist zu theuer, man kann's nicht mehr erhalten ... Die Ausgaben sind zu viele. Darum wollen sie sich hüten vor Kriegen, so viel immer möglich ist, und das Sprüchwort merken: Der Krieg scheint nur dem süß, der ihn nicht kennt. Sie müßten's dann thun, so sie von einem Feinde überzogen würden.“ (in: Philipp Hofmeister, Das Leben Philipps des Grossmüthigen, Landgrafen von Hessen, ebenda, S. 362-363).

Aber Kriege und Waffen erfreuten schon immer die großen Herren. So schickte Philipps ältester Sohn Wilhelm IV. dem sächsischen Kurfürsten August im Jahr 1585 als Geschenk „ein Hagelgeschütz, daraus in einer Stunde 100-140 Schuß geschehn können.“ (in: Karl von Weber, Anna, Churfürstin zu Sachsen, geboren aus dem Königlichen Stamm zu Dänemark – Ein Lebens- und Sittenbild aus dem sechzehnten Jahrhundert, Leipzig 1865, S. 314). Und so wird es auch weiterhin Kriege und schreckliches Elend geben.


als Buch
Buch Cover: Der Alltag im Mittelalter

Der Alltag im Mittelalter 352 Seiten, mit 156 Bildern, ISBN 3-8334-4354-5, 2., überarbeitete Auflage 2006, € 23,90

bei amazon.de