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Alltagsgeschichte des Mittelalters

IX. 4. Die Professoren

Die Professoren waren damals zum größten Teil Kleriker oder besaßen zumindest die niederen Weihen. Im 13. Jh. hatten sie in einem runden, schwarzen Priesterrock zu unterrichten, der bis zu ihren Fersen reichte. Erst allmählich wurde ihre akademische Kleidung bunter. In Oxford hielten die Professoren ihre Vorlesungen und Dispute schließlich in grünen, blauen und blutroten Talaren. Bezahlt wurden sie im allgemeinen von ihren Studenten. Ja man kann sagen, sie waren regelrecht abhängig von ihnen. So durfte ein Professor ohne die Erlaubnis seiner Studenten keinen einzigen Tag fernbleiben. Wenn er die Stadt verlassen wollte, hatte er eine Geldsumme als Garantie für seine baldige Rückkehr zu hinterlegen, und auch Ferien durfte er nie nach Belieben nehmen.

"Nicht genug: Für jeden Tag, da nicht mindestens fünf Studenten seine Vormittags- oder Amtsvorlesung oder drei die weniger formale Nachmittags- oder Hilfsvorlesung besuchten, mußte er eine Strafe bezahlen, als wäre er abwesend. Er durfte kein Kapitel überspringen, und wenn er in seinen Kommentaren zu den juristischen Texten zurückblieb, wurde eine bestimmte Summe von den zehn Bologneser Pfunden abgezogen, die er zu Beginn des Jahres hinterlegen mußte. Denunciatores doctorum (Denunziatoren der Gelehrten) genannte Studenten meldeten die Verstöße. Die gefürchtetste Strafe, die privatio, untersagte dem Dozenten (und zuweilen seinen Nachkommen) das Unterrichten und brachte ihn damit um sein Brot." (in: Kaiser, Ritter, Patrizier, National Geographic Society/Bucher, Washington 1975, S. 282)

Martin Luther und Philipp Melanchthon verdienten als Professoren an der Universität Wittenberg dagegen nicht schlecht. Ihr Jahreseinkommen lag bei 300 Gulden. Im Vergleich dazu verdiente eine Magd 1½ Gulden im Jahr. Und für diese 1½ Gulden konnte man sich z.B. zwei frisch geschlachtete Kälber oder sechs Pflüge leisten.


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