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Alltagsgeschichte des Mittelalters

III. 1.3. Der Burgenbau

Zum Bau einer Burg brauchte man Maurer, Steinmetzen, Zimmerleute, Bauarbeiter, Schmiede und ein großes Troß an Hilfskräften. Der französische Adlige Enguerrand III. benötigte z.B. zur Errichtung seiner Burg "Coucy" zu Beginn des 13. Jhs. etwa 800 Steinmetzen, etwa 800 Handwerker wie Schreiner, Dachdecker, Schmiede, Anstreicher und Tischler und unzählige Ochsengespanne für den Transport der Steine vom Steinbruch zum Bauplatz.

Die Maurer, Steinmetzen und Zimmerleute konnte man aus der benachbarten Stadt holen, oder man stellte wandernde Handwerksburschen ein. Alle drei genannten Berufsgruppen erhielten für ihre Arbeit regelmäßig Lohn.

Die Hilfskräfte wurden aus der Schar der grundherrlichen Leibeigenen gestellt, die zu kostenlosen Hand- und Spanndiensten verpflichtet waren.

Als Steinmaterial verwendete man anfänglich unbearbeitete Steine wie Bachkiesel, Findlinge, Bruchstein, Kalkstein und Schiefer, später zog man Quader aus Sedimentgestein wie Sandstein, Eruptivgestein, Granit, Porphyr, Basalt und Tuff und aus Ton gebrannte Ziegelsteine vor.

Buckelsteinquader
Abb. 34: Die Buckelsteinquader gaben den staufischen Bauten ein trutziges, abwehrendes Äußeres.

Zum Transport und Heben dieser gewaltigen Steinklötze waren technische Hilfen notwendig. So benutzte man zum Transport in der horizontalen Richtung Rollen aus Baumstämmen und beim Transport in der vertikalen Richtung die Rampe, den Kran oder den Flaschenzug. Auch mit Hilfe eines Tretrades konnten die Mauersteine, die das zehnfache eines Mannes ausmachten, hochgezogen werden. Kleinere Steine und sonstiges Material wurde mittels Schubkarren über ein Holzgerüst zu den entsprechenden Plätzen gefahren oder per Huckepack transportiert.

Die Steinmetze bearbeiteten derweil die Steine mit ihren Spitzhacken, Keilen und Spitzeisen. So entstanden z.B. die staufischen Buckelquader (Abb. 34), die den Bauwerken ein trutziges, abweisendes Äußeres gaben.

Für die Zimmerleute wurden Harthölzer wie Buchen und Eichen gefällt, die als tragende Teile einen wesentlichen Faktor beim Burgenbau ausmachten. Tannen- und Fichtenholz wurde zur Verkleidung verwendet. Mit ihren Werkzeugen wie Säge, Beil, Lot, Holzbohrer, Leim, Zange, Dreheisen, Zirkel unter anderem zimmerten die Handwerker Tore, Zugbrücken, Fachwerkgänge, Wirtschaftsgebäude, Zwischenwände und das Dachgestühl. Und die Schmiede fertigten Schlösser und Riegel an.

Bei den Burgmauern handelte es sich zudem um sogenannte Schalenmauern. So befand sich nämlich zwischen einer außen und einer innen gemauerten Schale Bruchmörtel, gemischt mit Kalkmörtel. Manchmal wurden die Quader nicht mittels Mörtel, sondern durch eiserne mit Blei vergossene Klammern verbunden.


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